Brasilien,
du hast es besser. Das dachte sich auch die junge Schwedin Miriam Aïda,
als sie vor einigen Jahren als Gesangsstudentin in Malmö zum ersten
Mal Einblick in die Welt des Bossanova erhielt. "Liebe auf den
ersten Blick" sei das gewesen, erzählt ihre Presse-Biografie.
Das Karriereziel stand seitdem fest: Miriam Aïda würde Bossanova
singen.
1999
gründete sie mit weiteren schwedischen Musikern das Band-Projekt
"A bossa electrica". Entsprechend dem Namen versuchten sie,
mit Hilfe der Electronica eine zeitgemäße Entsprechung
auf die Klassiker des Bossanova zu finden. Das Ergebnis war mehr als
überzeugend, bot die 6-köpfige Band doch "hemmungslose
Hingabe" für die brasilianischen Rhythmus, wie wir in einem
Beitrag über die Compilation "Compianship - The Sound of
Scandinavia" schrieben, auf dem "A bossa electrica"
mit einem Titel vertreten war.
Der
Veröffentlichung des ersten Albums (Eletrificaçao, 2004)
folgte dann ein Side-Projekt von Miriam Aïda mit dem "Bossa
Electrica"-Gitarristen Mats Anderson: "Meu Brasil",
das inzwischen veröffentlichte Solo-Album, mit dem Miriam Aïda
ihrer Leidenschaft für die Musik von Jobim, Baden Powell, Jorge
Ben, Vinicius de Moraes und anderen Ausdruck und Stimme verleiht.
Die Hommage ist dabei weit mehr als nur ein Lippenbekenntnis: Vermutlich
entstand nie zuvor im schwedischen Winter ein heißeres Album.
Fraglos
trägt Miriam Aïda brasilianisches Lebensgefühl in sich.
Es ist eine Wahlheimat, in die sich hineingelebt hat, und die selbst
dann noch funktioniert, wenn sie Schwedisch singt. Dieses spannende
Experiment wagt Miriam Aïda erst am Ende ihres Albums: "Ensam
kvar", von ihr und Måns Mernsten geschrieben, ist ein waschechter
schwedischer Bossanova (sic!), und was nach Quadratur des Kreises
klingt, ist in Wahrheit ein gefühlvoller Sommertraum, leicht,
versonnen und melancholisch, wie sonst nur die wirklich großen
Bossanova-Songs. Es ist ganz offenkundig: Brasilien hat ihre Liebe
erwidert.
©
Michael Frost, 05.03.2006