Den
ersten Halt machen wir in Kentucky. Entgegen der Erwartungen des Reisenden
landet man in einem coolen Ambiente, einer urban-durchgestylten Lounge,
die man eher in europäischen Metropolen erwartet hätte: Berlin,
London, Barcelona. Vielleicht kennt man die Vereinigten Staaten nicht
so gut, wie man immer meint. Doch tatsächlich entsteht dieser relaxte
Großstadtsound in der eher beschaulichen Atmosphäre der Schweiz.
Dort tüfteln die beiden Züricher René Luther und Alex
Gamma seit einigen Jahren an einer Schweizer Antwort auf in internationale
Electronicaszene.
"Metrosensual"
ist bereits ihr viertes Album Das Duo lässt seine Zuhörer
darauf gewissermaßen in der globalen Lounge Platz nehmen und
versorgt es mit leichter Samba, rhythmischen Tablas, fernöstlichen
Ritualen, arabischen Harmonien und westlichem NuJazz.
Ausgangspunkt
ist, wie gesagt, Kentucky, und von dort aus geht es zunächst
südwärts: mit der slidegitarre durch das "Snake Valley",
mit dem Bandoneon auf "Pampa Action", dann weiter Richtung
Copacabana, wo das Duo der brasilianischen Electro/Bossa-Szene nachspürt
und schließlich auf den sinnlichen Gesang des "Girl from
Veligandu" trifft. In manchen ihrer lateinamerikanischen Arrangements
des Züricher Duos erkennt man die Begeisterung für die Drums&Bass-inspirierten
Tango-Experimente des Gotan Project, Bebel Gilbertos urbanen Bossanova,
mithin den Versuch, Traditionelles und Modernes zu verknüpfen.
Diese
Muster funktioniert unabhängig von der Region, in der sich "Metrosensual"
bewegt: Ostasien, Naher und Mittlerer Osten, indischer Subkontinent
oder westliche Großstadt.
Die unterschiedlichen Sounds betten Luther und Gamma einfühlsam
in ein konsequentes Soundkonzept, das trotz der unterschiedlichen
Herkunft wie aus einem Guss klingt und anregend wirkt. Akustische
und elektronische Elemente fließen fast unmerklich ineinander
über, Sounds und Rhythmen wechseln ohne spürbare Brüche
und bieten dennoch immer wieder unbewusst wahrgenommene Perspektiven
und Einblicke. Egal ob Kentucky, Veligandu oder Portobello Road: in
dieser globalen Lounge kann man sich entspannt niederlassen.
©
Michael Frost, 20.07.2005