Bislang 
          stand Ousmane Touré in der öffentlichen Wahrnehmung immer 
          ein wenig im Schatten seines Landsmannes Youssou N'Dour. Beide Musiker 
          stammen aus dem Senegal, beiden gelang eine ungewöhnliche internationale 
          Karriere, und beide sind in vielerlei Hinsicht Pioniere in dem erfolgreichen 
          Versuch, die Musik Westafrikas mit anderen Stilen zu verknüpfen. 
           
          Youssou 
            N'Dour schaffte den Durchbruch an der Seite Neneh Cherrys mit dem 
            Hit "7 seconds". Ousmane Touré dagegen ist Koautor 
            des Songs "Africa Bamba", den Carlos Santana zum Welterfolg 
            machte. Ousmane Touré selbst kehrte nach zahllosen Tourneen 
            und Plattenaufnahmen vor einiger Zeit nach Dakar zurück. Dort 
            verarbeitete er seine während der Reisen und Begegnungen gewonnenen 
            Erfahrungen mit seinen musikalischen Wurzeln. 
          Sein 
            neues Album "Avenue du monde", das bereits im Februar 2005 
            in Frankreich erschien und nun auch auf dem internationalen Markt 
            veröffentlicht wird, mag als Ergebnis dieses Prozesses gelten. 
            Ousmane Touré lässt sich nicht auf afrikanische Traditionen 
            reduzieren, sondern sucht seinen Sound auch weit jenseits der Grenzen 
            und sprachlicher Barrieren. Neben den Sprachen Westafrikas (Wolof, 
            Mandingue) singt er auch in Französich und kapverdischem Créole, 
            hierzulande bislang nur durch Cesaria Evora oder Teofilo Chantre zu 
            hören. 
          Tourés 
            Sound nimmt senegalische Rhythmen als Ausgangspunkt für seine 
            Reise auf der "Avenue du monde", lässt sich dabei jedoch 
            nicht nur durch traditionelle Instrumente begleiten. Ihren besonderen 
            Esprit erhalten die spielerischen Rhythmen durch die Begleitung von 
            Bandoneon, Saxophon, Klavier und Querflöte. Die Arrangements 
            nehmen so immer wieder vorsichtige Anleihen der Atmosphäre von 
            Soul, Jazz oder Tango. 
          Chor 
            und Percussions wiederum geben seinen Lieder, deren zentrales Thema 
            die Liebe ist, Tempo und Temperament, doch auch die traurige, virtuos 
            vorgetragene Ballade "Yomi" ist von großer emotionaler 
            Stärke, stellt sie doch Tourés große stimmliche 
            Präsenz in den Vordergrund. Sein Gesang geht tief unter die Haut 
            und lässt die Verzweiflung der Geschichte erahnen, die von einem 
            unglücklich Verliebten handelt. 
          © 
            Michael Frost, 10.06.2005