Madredeus,
Portugals berühmteste Band, die traditionelle Folklore, Fado,
Klassik, Ambient und Elektronik vereinten, hat sich zu einem Sabbatjahr
entschlossen. Die Kreativpause begann im vergangenen Dezember nach
einem letzten Konzert im fernen Japan. Mehrfach dürfte die Gruppe
die Erde in den letzten Jahren umrundet haben, eine Atempause scheint
mehr als verdient.
Doch
nicht alle Bandmitglieder nehmen die Pause wörtlich. Teresa Salgueiro,
Stimme und Gesicht der Gruppe, war schon im Januar 2006 nach Brasilien
gereist. Dort suchte die zarte Sängerin mit der Engelsstimme
den Kontakt zur brasilianischen Bossanova-Szene und fand in dem Produzenten
Roberto Bruzadin einen begeisterten Förderer der Idee, mit ihr
einige der bekanntesten Lieder der "Música Popular Brasileira"
aufzunehmen.
Bruzadin
brachte Teresa Salgueiro in São Paulo mit João Cristal
zusammen, der als musikalischer Direktor des gemeinsamen Projekts
engagiert wurde. Gemeinsam wählten sie die passenden Lieder aus:
Bossanova und Samba vergangener Jahrzehnte, Lieder, die zwischen den
1930er und -70er Jahren entstanden waren, geschrieben von so bedeutenden
Komponisten und Textern wie António Carlos Jobim, Vinicius
de Moraes, Pixinguinha, Luiz Bonfa oder Chico Buarque.
Er
sei sofort fasziniert gewesen von Teresa Salgueiros Umgang mit den
Liedern, schwärmt João Cristal im Booklet von "Você
e eu" (Du und ich), benannt nach einem Titel von Vinicius de
Moraes und Carlos Lyra. Dieses Gefühl wird auch der Hörer
des Albums empfinden, denn ihre anmutige, reine Stimme passt so wunderbar
zu den melancholischen, bisweilen tropisch schwülen Sounds der
zweiundzwanzig Titeln.
Doch
nicht minder großen Anteil an dem Spaß, den man beim Hören
von "Você e eu" empfindet, hat auch das Septett um
João Cristal, das Teresa Salgueiro mit lässig enspanntem
Jazz-Gefühl begleitet. Vor allem Klarinettist Nailor Proveta
und Cristal selbst am Klavier gelingt es, den Stern Teresa Salgueiro
noch heller erstrahlen zu lassen, indem sie ihre Stimme mit elegantem
Spiel unterstreichen. Die portugiesische Schwermut ist verflogen -
Teresa Salgueiro hat der Ausflug an die Copacabana spürbar gut
getan.
©
Michael Frost, 26.04.2007