Klassik,
Ambient, New Age, der "frühe" Mike Oldfield, portugiesische
Gitarre, Madredeus auf dem Bossanova-Trip - in dieser Spannweite bewegt
sich Rodrigo Leão mit seinen Kompositionen für "Alma
Mater", seinem bislang wahrscheinlich wichtigstem Album. Sphärische
Bilderbögen, verträumt wogende Harmonien und stimmungsvoller
Gesang sind die Leitmotive dieser CD.
Rodrigo
Leão ist kein Anfänger. Gemeinsam mit Pedro Ayres Magalhães
hatte er die inzwischen wohl berühmteste portugiesische Gruppe,
Madredeus, gegründet, die Band aber 1995, genau im Moment des
internationalen Durchbruchs, den Madredeus mit dem Wim Wenders-Film
"Lisbon Story" und ihrem begeisternden Soundtrack erlebten,
verlassen.
Seitdem,
aber auch schon vorher, verfolgt er eigene Projekte, die inzwischen
nur noch zum Teil an den Sound von Madredeus erinnern. "Alma
Mater" ist sein jüngstes Album, mit dem er wiederum eine
neue Richtung einzuschlagen versucht.
In
Portugal wurde "Alma mater" ein großer Publikumserfolg.
Sogar zwei Singles wurden ausgekoppelt: "A casa" mit modernem
Bossanova-Rhyhthmus, einem Groove zum Hineintauchen, elektronischer
Verstärkung und der superben Stimme der Brasilianerin Adriana
Calcanhoto. Einen "Lounge Mix" des Titels von Nuno Gonçalves
gibt es auf "Alma mater" als Bonus-Track.
"Pasión", die zweite Single, dagegen ist ein Tango
mit wilden Streicher-Arrangements, der von Lula Pena auf Spanisch
gesungen wird - ein weiterer Höhepunkt des Albums, und aufgrund
der ausschließlich akustischen Instrumente, die bei diesem Titel
eingesetzt werden, ein Gegensatz zu den meisten anderen Stücken.
Popbeats,
elektrische Gitarre, Schlagzeug und atmosphärischer Chorgesang
kommen in "Dragão" zum Einsatz; Stücke wie dieses
sind es vielleicht, die den Grund dafür lieferten, weshalb verschiedentlich
versucht wurde, Rodrigo Leãos Arbeit als "New Age"
zu titulieren, doch wirklich treffend ist dieses Attribut angesichts
der Vielseitigkeit von "Alma mater" nicht. Schon eher passend
ist ein anderes Kritiker-Urteil, und das sagt schlicht: "Ein
überragendes Album".
Michael
Frost, 3. August 2002