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Therapeutisches Mittel


Liest man ihren Tourplan, so könnte man meinen, Karamelo Santo hätten den Weg ins Exil angetreten. Volle zwei Monate tourt die Band aus dem argentinischen Mendoza durch mehrere europäische Länder zwischen Schweden und der Schweiz. Gute zwei Dutzend Konzerte bestreiten Karamelo Santo allein in Deutschland.

Den Erfolg, der eine Tournee solch ungewöhnlichen Ausmaßes möglich macht, verdankt die Band ihrem Album "Los Guachos", das im vergangenen Jahr bei Übersee Records erschien. Das Album eröffnete einen völlig neuen Blick auf die aktuelle Szene Lateinamerikas: jenseits der Tanzstundensamba, abseits des sterilen Latinpop à la Ricky Martin, weit entfernt von jeder Form romantischer Verklärung rockten Karamelo Santo einfach drauflos. Ihre Themen: Drogen, Wein und Liebe, aber auch Weltbank, Währungsfonds und die sozialen Gegensätze in ihrer Heimat Argentinien, einem Land kurz vor dem Bankrott. Ihre Musik: Reggae, Ska, Rock, Punk und Latin.

Auch auf ihrem neuen Alben "Haciendo bulla", das im Oktober - wiederum bei Übersee Records - erschien, behalten die glorreichen Acht aus Argentinien den feurigen Themen- und Rhythmusmix bei, diesmal allerdings mit einer stärkeren Betonung des Latineinflusses. So wirkt ihre Musik, trotz allem Drängen laut rockender Gitarren, immer sehr melodiös, lustvoll und lebensfroh. Mit ungebrochener Energie und einer Vielzahl von Gastmusikern unterstreicht das Oktett, das thematische Ernsthaftigkeit und vitale Rhythmen kein Widerspruch sein müssen. Musik ist geradezu ein therapeutisches Mittel gegen Resignation und Verhärtung.

So gesehen wäre es geradezu wünschenswert, wenn Karamelo Santo ihren Aufenthalt in Deutschland auf unbestimmte Zeit verlängern würden.

© Michael Frost, 08. November 2004

vorschau Karamelo Santo Tourdaten

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