Es
ja ein wenig gedauert, bis "Clandestino", Manu Chaos Solo-Debüt,
auch in Deutschland ein Hit wurde. Das Album war gleich nach Erscheinen
1998 in Frankreich zum Mega-Seller geworden, hier wurde man eigentlich
erst im vergangenen Jahr darauf aufmerksam. Umso kürzer letztlich
die Wartezeit auf den Nachfolger "Proxima Estacion Esperanza"
(Nächster Halt Hoffnung), der seit Wochen die Charts anführt
und im Gefolge auch "Clandestino" zum Hit macht.
Manu
Chao, der seinen Hauptwohnsitz seit der Auflösung seiner Band
"Mano Negra" von Paris nach Spanien, der Heimat seiner Eltern,
verlegt hat, bedient sich auch auf der neuen CD vor allem iberischer
und lateinamerikanischer Rhythmen. Eine große Veränderung
gegenüber den groovenden Beats, dem Reggae, den Rhythmen Südamerikas
von "Clandestino" hat es dabei nicht gegeben. "Proxima
Estacion Esperanza" reiht sich nahtlos an, die Betonung lateinamerikanischer
Rhythmen hat weiter zugenommen, hörbare Neuerung ist die erneute
Erweiterung des babylonischen Sprachengewirrs, das auch schon Markenzeichen
von Mano Negra war.
So
singt Chao neben Spanisch, Französisch, Portugiesisch und Englisch
auch Arabisch und "Portuñol", eine Mischung zwischen
Portugiesisch und Spanisch, die im Grenzgebiet der beiden Länder
verbreitet ist.
Mit
eindeutigen politischen Stellungnahmen gegen den US-Imperialismus
im lateinamerikanischen "Hinterhof", die Wahlfälschung
des peruanischen Präsidenten Fujimori und die feudalistischen
Strukturen, unter denen die einfache Landbevölkerung zwischen
Mexiko und Patagonien seit der Kolonialzeit leidet, ist Manu Chao
in Südamerika zu bemerkenswerter Popularität gelangt. Der
Zulauf zu seinen Konzerten in Ländern wie Bolivien oder Peru
belegt, dass er zu einer Art Sprachrohr der demokratischen Jugendlichen
und Studierenden geworden ist. Mittlerweile ist er dort ebenso zu
Hause wie in Frankreich oder Spanien.
Die
Grundrhythmen sind mittlerweile so "typisch Manu Chao" wie
die eingestreuten Samples von Radiostimmen und Anrufbeantwortern,
dass man seine Musik auf zehn Kilometer gegen den Wind erkennt und
sich mit leichter Wehmut an die wilden, anarchischen und völlig
unberechenbaren Eskapaden der Mano Negra-Alben erinnert, aber auch
einem derart freundlichen und um Stimmung bemühten Manu Chao
mag man nachsehen, dass er die experimentelle Begeisterung zugunsten
des kommerziellen Erfolgs etwas zurückgestellt hat - und einfach
mitfeiern.
MF
/ 09.06.01
update 20.08.91