Wagner
Pa kann sich zu Gute halten, eine ganz neue musikalische Verbindung
geknüpft zu haben. Der mittlerweile in Barcelona beheimatete Brasilianer
hat mit seinem Album "Brazuca matraca" so etwas wie einen
katalonisch-brasilianischen Straßenkarneval begründet, der
sich vor allem an Reggae, Ska, Bossanova, Samba, Rap und Pop orientiert,
sehr subversiv, anarchisch und unberechenbar.
Wagner
folgte seiner Mutter, die im brasilianischen Konsulat von Barcelona
arbeitet, nach Spanien und befasste sich dort intensiv mit der Musikszene.
U.a. zählt er Manu Chao zu seinen Freunden. Nicht nur dessen
Einfluss hat sich bei verschiedenen Titeln von "Brazuca mataca"
niedergeschlagen, Chao ist als Gast auch selbst beteiligt. Sergent
Garcia, dessen Album kürzlich auch in Deutschland mit einigem
Erfolg vorgestellt wurde, ist ein weiterer "Verwandter".
Wie Chao und Sergent Garcia bemüht sich Wagner Pa um die Verbindung
europäischer und lateinamerikanischen Rhythmen sowie um politische
Artikulation und Verständigung, doch bei Wagner Pa liegt der
Schwerpunkt auf den Traditionen Brasiliens.
Deshalb
finden sich auf seinem Album deutliche Anklänge an Samba, Bossanova
und Tropicalismo. Auch stimmlich scheint Wagner geradezu prädestiniert
als Bossanova-Star, er verfügt, ebenso wie die großen Meister
des Genres über das charakteristische sonore Timbre, das er zwar
auch auf seinem Album einsetzt.
Doch
Bossanova alten Stils ist nicht zu hören, denn immer
gibt es zahlreiche Sounds unterschiedlichster Herkunft, die in die
Grundstruktur eines Songs gemixt werden und zu einer babylonischen
Vielfalt führen, wie man sie auch von Manu Chao und seiner früheren
Band Mano Negra gewohnt ist.
Eine
weitere Gemeinsamkeit mit Chao ist die Vielsprachigkeit. Wagner Pa
singt sowohl auf Portugiesisch als auch Spanisch und Englisch. Sprachwahl
und Rhyhthmus ergänzen sich gegenseitig und sorgen für die
explosive Mischung des Albums, denn aus der Reibung der unterschiedlichen
Kulturen entstehen Funken, die auf das Publikum überspringen,
schon auf CD, aber erst recht bei Live-Konzerten, bei denen Wagner
Pa regelmäßig nicht nur von seiner eigenen Band, die den
gleichen Namen wie das Album trägt, begleitet wird, sondern auch
von wechselnden Gastmusikern.
Gemeinsam
verbreitet ihr stilistischer Vielklang eine mitreißende Karnevalatmosphäre
voller positiver Energie.
Michael
Frost, 03. August 2002