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Die weibliche
Seite Kubas


Der Riesenerfolg des Buena Vista Social Clubs machte es naheliegend, es nicht bei den bereits veröffentlichten Aufnahmen zu belassen. Nach dem Grammy-Gewinn in den USA, der den "Club" in Europa zunächst nur Eingeweihten vorstellte, war es der Dokumentarfilm von Wim Wenders, der den kubanischen "Son" nicht bloß populär machte, sondern ihn über Wochen und Monate an die Spitze der Charts katapultierte.

Den von Wenders dokumentierten Aufnahmen für die Platte, mit der der Buena Vista Social Club seinen Sänger Ibrahim Ferrer in den Vordergrund rückte, folgt jetzt das Album des einzigen weiblichen Club-Mitglieds: Omara Portuondo.

Sie verleiht den überwiegend ruhigen Boleros und Habaneras eine besondere Stimmung, die den Hörer mitnimmt in eine vergessene und vergangen geglaubte Zeit. Streicher- und Bläserarrangements erinnern an die 40er und 50er Jahre, an Kuba, wie es Ernest Hemingway beschrieb, Kuba, wie es hinter den heruntergekommenen Fassaden der Kolonialbauten Havannas bei genauem Hinsehen immer noch hervorscheint.

Omara Portuondo gelingt es, unterstützt durch eine Vielzahl kubanischer Musiker, darunter auch ihre Gefährten aus dem Social Club (u.a. Ibrahim Ferrer, Eliades Ochoa, Compay Segundo und Ruben Gonzales), diese Zeiten zu beschwören, ohne sie zu verklären oder zu beschönigen.

Ihr Album ist eine Ergänzung der bisherigen Platten des Buena Vista Social Club. Es beschreibt sozusagen die weibliche Seite kubanischer Musik, empfindsam, einfühlsam, leidenschaftlich. Leider ist die CD nach nur vierzig verträumten Minuten vorüber, ohne dass man das Gefühl hat, hier sei vielleicht das Liedmaterial ausgegangen.

Bleibt also zunächst nur die Hoffnung auf weitere Veröffentlichungen dieser so ungemein bereichernden Musiker-Truppe, die den Musikmarkt aufmischte wie nur wenige vorher.

AG / 13. Januar 2001

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