Eliades 
          Ochoa wurde, um dies vorweg zu sagen, als Gitarrist des Buena Vista 
          Social Club weltbekannt. Doch wie auch im Falle seiner Kollegen Ibrahim 
          Ferrer, Ruben Gonzales, Compay Segundo oder Omara Portuondo hatte seine 
          Karriere nicht etwa mit dem von Ry Cooder vermittelten Zusammentreffen 
          begonnen, vielmehr schienen die meisten der genannten Musiker ihre besten 
          Jahre bereits hinter sich zu haben. 
          Nun 
            ja, der Rest ist Legende, manch einer, der dem Kuba-Boom nur eine 
            kurze Halbwertzeit voraussagte, wurde längst eines besseren belehrt. 
            Mit seinen 56 Jahren (geb. 1946) ist Eliades Ochoa fast ein "Youngster" 
            unter den Mitgliedern des Buena Vista Social Club. Schon deshalb überrascht 
            es wenig, dass er keineswegs zu beabsichtigen scheint, sich zur Ruhe 
            zu setzen. "Ich bin besser denn je" bzw. "Estoy como 
            nunca" nennt er sein neues Album selbstbewusst, und ohne den 
            Wahrheitsgehalt dieser Behauptung im Detail nachprüfen zu wollen, 
            so kann man doch ohne Zögern eingestehen, dass auch dieses neuerliche 
            Solo-Album eines der Mitglieder des Grammy-ausgezeichneten Ensembles 
            aus Havanna in Qualität und Ausdruck hinter den gemeinsamen Aufnahmen 
            keineswegs zurückbleibt. 
          Auffällig 
            ist nicht nur die stimmliche Präsenz Ochoas, sondern vor allem 
            sein virtuoses Gitarrenspiel, das im Vordergrund der Arrangements 
            steht. Bereits seit fünfzehn Jahren spielt Eliades Ochoa in der 
            gleichen Formation: Das traditionsreiche "Quarteto Patria", 
            das trotz gelegentlicher Umbesetzungen bereits seit 1939 existiert 
            und seit dem Eintritt von Eliades Ochoa in die Gruppe 1978 seine größten 
            Erfolge verzeichnet. Inzwischen ist das Quartett fast ein Familienunternehmen: 
            Neben Eliades gehören der Gruppe auch Humberto (Gitarre) und 
            Eglis (Clave, Maracás) Ochoa an, daneben Percussionist Roberto 
            Torres. Gastmusiker wie David Hidalgo ("Los Lobos") komplettieren 
            die profunde Formation, die mit temperamentvollen und rhyhthmischen 
            Tanzstücken ("Pena") ebenso zu überzeugen weiß 
            wie mit Instrumental-Stücken mit Gitarre ("Siboney") 
            oder langsameren Son-Balladen ("Con dolor en el alma"). 
            
          Besonders 
            gelungen sind auch die immer wieder eingestreuten Soli von Gast-Trompeter 
            Anibal Avila, die das i-Tüpfelchen der lebensfrohen und Detail 
            verliebten Arrangements bilden und gemeinsam mit den anderen Instrumenten 
            den Zauber, der die weltweite Begeisterung für die traditionelle 
            kubanische Musik auslöste, auch auf "Estoy como nunca" 
            wieder aufleben lässt. 
          Michael 
            Frost, 01.08.2002