Aus
deutschsprachiger Sicht ist es wohl etwas ungünstig, einer Band
den Namen "Mist" zu geben. Wenig subtile Wortwitze scheinen
vorprogrammiert, sind aber unangebracht: Mist ist eine hörenswerte
Neuentdeckung des Independent-Labels Tumbleweed Records.
Rick
Treffers, der Kopf von Mist, lebt seit einigen Jahren in Amsterdam.
Dort gründete er eine Dependance des spanischen Labels Astro
Records (für das er vorher in Madrid tätig war), und dort
fand er auch die Mitstreiter für sein Bandprojekt, das ursprünglich
als Rockband begann. Doch für "We should have been stars"
legten sie die Gitarren beiseite, um sich fortan überwiegend
leisem Easy-Listening-Sound zu widmen.
Und
so mischten sie Bläser, Streicher und Orgeln unter den atmosphärisch
dichten Klang ihrer melancholischen Gitarrenballaden und schufen einen
Sound, der Kritiker gelegentlich an eine Bandbreite von Nick Drake
über Will Oldham bis Radiohead denken lässt.
Mist
erzählen lautmalerische Geschichten von Liebe, Angst und Glück:
"Ich möchte diesen Gefühlen einen Namen geben, sie
strukturieren", sinniert Treffers, und natürlich ist dieser
Wunsch unerfüllbar: Gefühle haben den Vorzug, unstrukturiert
zu sein, und so erkennt auch er: "Verschiedene Filter und Effekte,
falsche Noten, Zufall und Zweifel bringen manchmal mehr Leben in eine
Geschichte als endlos ausgefeilte Arrangements oder studierte musikalische
Fähigkeiten."
Umso besser, wenn die verschiedenen Umstände zusammen kommen.
Dann könnte es nämlich Mist sein.
©
Michael Frost, 06.07.2004