Druckvoll.
"Elaborate son", Opener des Albums "The art of leaving"
der texanischen Band Pleasant Grove, beginnt druckvoll. Erdige Drumbeats
unterlegen ein trauerndes Cello, Gitarren gesellen sich dazu, schließlich
ganz leise ein verspielter Pianolauf: Pleasant Grove verstehen es vortrefflich,
ihre Songs in Szene zu setzen und einen Spannungsbogen aufzubauen, der
sich über das gesamte Album fortsetzt - etwa, wenn der zweite Song
"Impossible" mit einer leisen digitalen Frickelei beginnt
- eine Art Kontrapunkt zur analogen Akustik des vorigen Titels.
Im
Verlauf von "The art of leaving" gibt es zahlreiche verschiedene
Klangfarben im Sound der Band zu entdecken. Dabei umschifft das Quartett
aus Marcus Striplin, Bret Egner, Tony Hormilosa und Jeff Ryan gekonnt
alle Schubladen gängiger Genres. Mit gebrochener Stimme, unpathetisch,
aber mit außerordentlichem Gespür für Klang und Ästhetik
raunt die Band ihre melancholischen Geschichten in die Mikros, mal
mit rockendem, mal mit leisem Akustikpop-Untergrund.
Als
"Americana" wird ihr Sound bezeichnet, und tatsächlich
atmet "The art of leaving" die Weite des Landes und die
Abgeschiedenheit so mancher Region, doch insgesamt sind Pleasant Grove
deutlich mehr als das. "Shimmering majestic pop or lethargic
country music", fragte jüngst allmusic.com - freilich ohne
eine Antwort anzubieten.
Doch
je häufiger man das Album hört (und das wird man, so viel
ist sicher), umso deutlicher tritt ein Aspekt zutage, der erst nach
und nach erkennbar wird: Der Sound ist viel feiner und filigraner
als ursprünglich gedacht.
Im
Kern ist "The art of leaving" ein Songwriter-Album, mit
Bedacht arrangiert und instrumentiert, unprätenziös und
unaufdringlich, aber von einer unglaublichen Schönheit, die sich
tatsächlich nicht gleich beim ersten Hören offenbart.
©
Michael Frost, 03. Juli 2004