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Der zweite Stern
der Kapverden


"M'bem di fora" - "Ich komme von weit her". So nannte Lura ihr voriges Album, das 2006 erschien. Die Sängerin von den Kapverdischen Inseln gilt vielen seither als legitime 'Thronfolgerin' der großen Cesaria Evora, mit der die Musik der ehemals portugiesischen Inselrepublik im Atlantik weltweit bekannt wurde.

Lura wurde 1975 in Lissabon geboren, dem Jahr, in dem die Portugiesen ihren Diktator stürzten und anschließend ihre Kolonien in die Unabhängigkeit entließen. Seither entspinnt sich ein spannendes, ungemein kreatives Netz zwischen portugiesischsprachigen Künstlern in den ehemaligen Kolonien: Angola, Mozambik, Kapverden, Sao Tomé, darüber hinaus in Brasilien, dessen Fäden meist in Lissabon zusammenlaufen. Lura stammt auch aus dieser Szene, und auch "Eclipse" wird von afrikanischen, brasilianischen, karibischen und portugiesischen Traditionen beeinflusst.

Bereits der Eröffnungssong "Libramor" mit seinem frühlingsleichten Groove, Akustikgitarre, verspielten Klavierläufen und leisen Percussions ist in dieser Hinsicht schwer einzuordnen. Bei anderen scheint es einfacher, doch schnell liegt man falsch: "Tabanka", "Na nha rubera" oder "Maria" sind Songs, die man eher einer Angelique Kidjo zuordnen würde.

Andererseits sind Balladen wie "Um día", der Titelsong "Eclipse" und das schwungvolle "Mascadjôn" in ihrer unvergleichlichen Mischung aus Melancholie und Rhythmus so typisch 'cesaria' - was bislang gleichbedeutend mit 'typisch kapverdisch' war. Seit Lura muss man umdenken: Am kapverdischen Musikhimmel erstrahlt ein zweiter, weit leuchtender Stern.

Schließlich streift Lura sogar westlichen Soulpop ("Quebrod nem djosa"), untermalt von mitreißendem Background-Chor und Bläsersektion und zeigt, dass ihr auch Funk-Rhythmen alles andere als fremd sind. Und am Ende gelingt ihr mit dem von Teofilo Chantre, einem der wichtigsten Songschreiber schon für Cesaria Evora, komponierten Tango ein überraschendes Finale: "Canta um tango", aufgenommen in Neapel mit dem von Joe Barbieri produzierten Ensemble "Kantango". Es ist Schluss- und Höhepunkt eines überzeugenden Albums. Cesaria Evora, die ihre Karriere seit Jahren begleitet und fördert, darf mit Recht stolz sein auf diese Kronprinzessin der kapverdischen Musik.

 

© Michael Frost, 22.03.2009

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