"Nu
monda", das würde man spontan wohl mit "neue Welt"
übersetzen, doch tatsächlich heißt es "Unkraut
jäten". Der Titel des Albums von Tcheka ist Kreolisch, die
Sprache der Kapverdischen Inseln, die Sprache einer Cesaria Evora also.
Mit ihr, der großen Diva der Weltmusik, teilt Tcheka die Heimat,
die kulturelle Bindung an Portugal, wo beide sehr erfolgreich sind,
doch musikalisch gehen beide getrennte Wege.
Tcheka
ist ein junger Nachwuchsstar, der sich weniger den Mornas und Coladeras
verpflichet fühlt, wie sie durch Cesaria Evora oder Teofilo Chantre
weltberühmt wurden, sondern einem Stil, der "Batuque"
genannt wird: er knüpft an die afrikanische Herkunft der als
Sklaven auf den Kapverden gelandeten Einwohner an. Den Rhythmus gaben
Frauen an, indem sie auf zusammengerollte Stoffbahnen schlugen, da
Kirche und portugiesische Kolonialherren Trommeln verboten hatten.
In
der Musik von Tcheka wird allerdings durchaus auf konventionelle Percussions
zurückgegriffen, und auch insgesamt ist der Sound auf "Nu
monda" deutlich weniger exotisch, als man vielleicht meinen würde.
Nicht zu Unrecht wird Tcheka im Presstext seiner Agentur als Singer/Songwriter
bezeichnet, und sänge er Englisch, würde sich diese Bezeichnung
vermutlich durchsetzen. Seine auf akutischen Gitarren aufgebauten
Songs würzt er mit Einflüssen aus Pop, Jazz, Blues und Soul,
ohne dabei den balladesquen Grundton jemals zu verlassen. Mit seiner
hellen und leicht heiser wirkenden Stimme erinnert er an Youssou N'Dour.
In
seinen Liedern zeichnet er Geschichten aus seiner Heimat nach, den
Lebensbedingungen und Gewohnheiten seiner Menschen, ihrer Kultur und
der sie umgebenden Natur. Um sich genauer in die Texte einfühlen
zu können, wäre hier sicherlich eine Übersetzung im
Booklet hilfreich gewesen, doch dafür leistet die Veröffentlichung
etwas anderes: Neben der CD liegt "Nu monda" auch eine DVD
bei, die den Mitschnitt eines Konzerts enthält, das Tcheka 2004
in Lissabon gab.
Die
DVD enthält außerdem einen Film über den Künstler
und seine Herkunft, der uns damit ein weiteres Stück seiner fremden
und fernen, mitten im Atlantischen Ozean gelegenen Welt näher
bringt und die außergewöhnliche Bedeutung der Inselrepublik
für die internationale Musikszene damit nachdrücklich unterstreicht.
©
Michael Frost, 08.10.2005