Die
Mitglieder von Tama, einem multinationalen Band-Projekt mit Wurzeln
in Mali, Guinea-Bissau und Großbritannien, betonen gerne den demokratischen
Charakter ihres Zusammenwirkens. Jeder der ursprünglich drei Musiker
ist Teil eines gleichberechtigten Kollektivs mit individuellem Erfahrungsschatz:
Tom Diakite kam von der Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) nach
Paris, wo er unter anderem mit Salif Keïta und den Gypsy Kings
arbeitete. Djanuno Dabo aus Guinea-Bissau lebte in Lissabon und Madrid,
bevor auch er nach Paris kam und sein virtuoses Können an den Percussions
für Angélique Kidjo und Cesaria Evora zur Verfügung
stellte. Sam Mills schließlich entstammt der britischen Synthie-Pop-Szene
der 80er, bis es den Anthropologen zu längeren Aufenthalten nach
Japan und Bangla Desh verschlug.
Inzwischen
wurde das Trio erweitert: Sängerin Mamani Keita kam dazu. Auf
dem ersten Album der Band ("Nostalgie") war sie bereits
als Background-Sängerin zu hören, doch insbesondere bei
den Live-Auftritten der Band, so Sam Mills, "wurde es immer offensichtlicher,
wie fantastisch sie war".
"Espace"
ist das erste Album von Tama als Quartett. Es wurde zum Teil in Paris
aufgenommen, wo Dabo, Keita und Diakite leben, hauptsächlich
aber in den Studios von Peter Gabriels "Realworl"-Label.
Die
Einspielungen dauerten mit Unterbreichungen 18 Monate und wurde verschiedentlich
aufgrund der Verpflichtungen einzelner Bandmitglieder unterbrochen:
Mamani Keita arbeitete parallel mit dem Electro-Jazz-Pionier Marc
Minelli an ihrem Album "Electro Bamako", und Sam Mills produzierte
"nebenbei" das sensationelle Album-Debüt seiner Partnerin
Susheela Raman "Salt rain" (auch Djanuno Dabo war daran
beteiligt).
Susheela
Ramen mit ihrer dunklen und markanten Stimme ist auch auf "Espace"
zu hören: "Snimbe" heißt der ungeheuer melodische
und einfühlsame Song, der die Geschichte der glücklichen
Wiedervereinigung einer Mutter mit ihrem Kind erzählt, die während
eines Krieges voneinander getrennt waren.
Tama
präsentieren auf "Espace" eine berauschende Mischung
aus afrikanischen Rhythmen und europäischem Pop, wobei der Schwerpunkt
eindeutig bei den rhythmischen Beats Westafrikas liegt. Der Wechsel
der Lead-Vocals zwischen Djanuno Dabo, Mamani Keita und Tom Diakite
macht zudem den abwechslungsreichen Bandsound aus.
Erkennbar
ist auch der große Freiraum, der jedem der vier Musiker zur
eigenen Entfaltung zur Verfügung steht. So kann jedes Mitglied
des Quartetts seine eigenen Vorlieben, ob nun für sanft wiegende
Balladen oder für pulsierenden Afrobeat ausleben und seine Stärken
einbringen. Gastmusiker wie Malik Mezzadir (Flöte), Vincent Segal
(Cello), Hervé Bongo (Saxophon), Regisse Gizao (Akkordeon)
sowie zusätzliche Gitarristen runden den vibrierenden Tama-Sound
ab.
©
Michael Frost, 10. Oktober 2002