Die
Seiten des Booklets zieren Schwarzweißfotos von Lautsprechern,
Mischpultreglern, Basssaiten - und eine mechanische Schreibmaschine.
Die Bilder suggerieren vor allem dies: Hier wird noch Handarbeit betrieben.
Keine digitale Frickelei, keine elektronische Verfremdung. Die Welt
von Phoenix dreht sich um erdige, von Hand gearbeitete Rockmusik.
Für
Franzosen, schreiben Kritiker gerne, sei das ungewöhnlich. Nun
ja. Ausnahmen bestätigen die Regel, und Phoenix bewegen sich
keineswegs außerhalb der Szene. Als Backgroundband für
Air begann das Quartett aus Paris seine Karriere, und so manche Sequenz
des luftigen Sounds des Electro-Duos mag sich auch auf "Alphabetical",
die zweite Phoenix-Platte hinüber gerettet haben. Aber vielleicht
ist einfach das Bedürfnis nach Ruhe und Ausgewogenheit der gemeinsame
Nenner zwischen dem Elektro-Duo und dem Rock-Quartett.
Thomas
Mars, Christian Mazzalai, Laurent Brancowitz und Deck d'Arcy haben
sich mit diesem Nachfolger ihres gefeierten Debüts von 2000 ("United")
ungewöhnlich viel Zeit gelassen. Sie haben gut daran getan, weil
sie so dem enormen Erfolgsdruck ausweichen konnten - und darüber
hinaus haben sie ihren Sound in aller Stille heranreifen lassen.
Entsprechend
unaufgeregt und gelassen klingt das Ergebnis: "Alphabetical"
ist ein verhaltenes, vielleicht sogar verträumtes Album. Die
Songs faszinieren durch ihren transparenten Sound, einfache Arrangements
und harmonische Strukturen, die scheinbar simpel klingen, aber vermutlich
das Ergebnis harter Arbeit sind: Man muss schwer arbeiten, um so leicht
klingen zu können.
©
Michael Frost, 17. April 2004