Auf
umwerfend charmante Art altmodisch und modern zugleich präsentiert
sich dieser Tage eine junge Band aus Frankreich: Tahiti 80, benannt
nach einem T-Shirt des Vaters von Tahiti 80-Sänger Xavier Boyer,
das er von einem Südsee-Urlaub mitbrachte und damit bei seinem
Sohn offenbar traumatische Erfahrungen auslöste ...
Wie auch immer: Das die französische Musikkultur spätestens
seit Air und Daft Punk wieder Anspruch auf internationale Bedeutung
jenseits des Chanson-Monopols erhebt, ist ja mittlerweile Allgemeingut,
und im Sinne dieser Botschaft zeigen auch Tahiti 80 Flagge.
Besonders
erfolgreich waren Tahiti 80 bislang überraschenderweise am anderen
Ende der Welt, und weil man ihre Musik gelegentlich mit den Cardigans
vergleicht, witzelten Musikkritiker jüngst, wie "eine französische
Band mit schwedischer Musik Japan erobert ...".
Der
fröhliche Sound des Quartetts aus Rouen (Xavier Boyer, Pedro
Resende, Sylvain Marchand und Medric Gontier) vagabundiert durch vierzig
Jahre Popgeschichte, ausgehend natürlich von den wilden 60ern,
als alles begann, vieles erlaubt war und sich niemand darum scheren
musste, in Schubladen kategorisiert zu werden - es gab ja noch keine.
Die
Unbefangenheit im Umgang mit unterschiedlichen Richtungen ist für
Tahiti 80 Programm, gleich einem Puzzle (sic !) mit Teilen von gestern
und heute setzen sie ihre Lieder zusammen und im Gegensatz zu so manchen
Britpoppern vermeiden sie es gekonnt, mit 1:1-Kopien vergangener Epochen
aufzuwarten und holen die Inspirationen für ihre Songs praktisch
von überall:
Ältere
werden in ihnen die Kinks wiederentdecken (sagen die Älteren
jedenfalls ...), aber auch Simon & Garfunkel und die Beach Boys,
die Jüngeren erkennen Kings of Convenience, natürlich Air
und tatsächlich auch die Cardigans.
Im
Hintergrund hört man manchmal schrammende Gitarren und erdig-robuste
Drums, wie damals im Beat-Club, und das alles kombinieren sie mit
luftigen Bläsern und säuselnden Streichern, gut gelauntem
Gesang und melodiösen Refrains; der Sound zur Leichtigkeit des
Seins und hemmungslos bunten Hawaii-Hemden, Softeis, Urlaub, Strand
und Wellenreiten - oder im einen oder anderen Fall eben doch Tahiti
Anno 1980 ...
©
Michael Frost / 22.09.2001