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Kein Lippenbekenntnis
Gast-Beitrag von Stephan Stöckel


Um ein Haar hätte es kein neues Travis Album gegeben. Schlagzeuger Neil Primrose war im vergangenen Jahr kopfüber in einen Swimming-Pool gestürzt und hatte sich dabei schwere Verletzungen zugezogen. Gott sei Dank rappelte sich Neil wieder auf, denn mit "Twelve Memories" präsentieren uns die schottischen Klangmaler der Melancholie ihr bislang ambitioniertestes und reifstes Werk.

Die vier Jungs sind wieder zu ihren rockigen Ursprüngen zurückgekehrt ohne die poppige Eleganz und Eingängigkeit ihrer Hitalben "The Man Who" und "The Invisible Band" zu leugnen. Und schmücken das Ganze mit skurrilen Soundpartikeln aus, die dem Werk beim ersten Zuhören einen sperrigen Charakter verleihen.

In "Paperclips" lassen Travis eine romantische Ode der Zärtlichkeit in jazzige Klanggebilde übergehen und bei "Peace The Fuck Out" wird ordentlich gerockt, dass die Sohlen qualmen. Travis beweisen Mut, begeben sich auf musikalische Entdeckerreise ohne den Hörer vollends vor den Kopf zu stoßen.

Herrlich wie Sänger Fran Healy in dem Song "Walking Down The Road" auf einem elektronischen Grundgerüst eine schöne Popmelodie ins Mikro flüstert.

Wer der Experimente überdrüssig ist, kann sich mit "Re-Offender" die Dosis Radio-Pop geben, die man von den vorhergehenden Alben gewohnt ist. "Travis" beweisen mit ihrem neusten Streich eindrucksvoll, dass ihr Motto vom ersten Album "All I Wanna Do Is Rock" kein Lippenbekenntnis war.

 

"Travis: 12 Memories"
ist ein Gast-Beitrag von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, Oktober 2003
Was du wissen solltest, wenn du uns auch eine Gast-Kritik senden willst, erfährst du hier.

 

 

 

 

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