Um
ein Haar hätte es kein neues Travis Album gegeben. Schlagzeuger
Neil Primrose war im vergangenen Jahr kopfüber in einen Swimming-Pool
gestürzt und hatte sich dabei schwere Verletzungen zugezogen.
Gott sei Dank rappelte sich Neil wieder auf, denn mit "Twelve
Memories" präsentieren uns die schottischen Klangmaler der
Melancholie ihr bislang ambitioniertestes und reifstes Werk.
Die
vier Jungs sind wieder zu ihren rockigen Ursprüngen zurückgekehrt
ohne die poppige Eleganz und Eingängigkeit ihrer Hitalben "The
Man Who" und "The Invisible Band" zu leugnen. Und schmücken
das Ganze mit skurrilen Soundpartikeln aus, die dem Werk beim ersten
Zuhören einen sperrigen Charakter verleihen.
In
"Paperclips" lassen Travis eine romantische Ode der Zärtlichkeit
in jazzige Klanggebilde übergehen und bei "Peace The Fuck
Out" wird ordentlich gerockt, dass die Sohlen qualmen. Travis
beweisen Mut, begeben sich auf musikalische Entdeckerreise ohne den
Hörer vollends vor den Kopf zu stoßen.
Herrlich
wie Sänger Fran Healy in dem Song "Walking Down The Road"
auf einem elektronischen Grundgerüst eine schöne Popmelodie
ins Mikro flüstert.
Wer
der Experimente überdrüssig ist, kann sich mit "Re-Offender"
die Dosis Radio-Pop geben, die man von den vorhergehenden Alben gewohnt
ist. "Travis" beweisen mit ihrem neusten Streich eindrucksvoll,
dass ihr Motto vom ersten Album "All I Wanna Do Is Rock"
kein Lippenbekenntnis war.
"Travis:
12 Memories"
ist ein Gast-Beitrag von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, Oktober 2003
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