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Zutiefst beeindruckend


An dieser Stelle erregte China Moses bereits dreimal unbedingte Aufmerksamkeit: zunächst auf dem grandiosen Pariser Sampler "Jazz à Saint-Germain", dann gehörte sie zu dem illustren Kreis der Künstler auf dem Putumayo-Sampler "Global Soul", und schließlich tauchte sie als Gastsängerin des italienischen Soul/Funk-Duos "Gabin". Ihr mächtiges Timbre vergaß man seither nicht, und es war wohl nur eine Frage der Zeit bis zu einem wirklich großen Soloalbum.

Drei CDs hat China Moses allerdings bereits veröffentlicht. Sie etablierte sich dadurch in Frankreich, wo sie seit vielen Jahren lebt, als anspruchsvolle Swing- und Soul-Interpretin, doch zu wirklicher Größe läuft sie vielleicht erst jetzt auf, mit "This one's for Dinah", dem Album, das ihre internationale Karriere kräftig ankurbeln dürfte.

"This one's for Dinah" meint keine Geringere als Dinah Washington, eine der größten Blues-Interpretinnen überhaupt. China Moses kennt ihre Musik seit ihrer Kindheit - immerhin ist sie selbst die Tochter einer anderen Legende, nämlich von DeeDee Bridgewater -, doch auf die Idee, ihrem Idol ein ganzes Album zu widmen, kam sie erst gemeinsam mit dem Pianisten Raphaël Lemonnier. Moses und Lemonnier waren sich während eines gemeinsamen Live-Engagements für die französische Avantgarde-Pop-Künstlerin Camille begegnet.

Die Auswahl der Klassiker, darunter "Mad about the boy", "Teach me tonight", "What a difference a day makes" und "Cry me a river", nahmen beide gemeinsam vor. Außerdem schrieben sie gemeinsam einen Song, der als Motto des Albums gelten kann: "Dinah's Blues".

Videolink: "Dinah's Blues" / Quelle: youtube

Die Grundlage der Arrangements bilden Lemonnier am Klavier, Bassist Fabien Marcoz und Schlagzeuger Jean-Pierre Derouard. Sie werden von einer mehrköpfigen Bläser-Sektion unterstützt, die dem Sound Fülle und Druck verleiht, sich jedoch ebenso angenehm entspannt zurückhalten kann und dem Sound dadurch immer wieder neue Facetten hinzufügt.

China Moses ist eine großartige Sängerin. Ihr Stimmvolumen scheint nahezu unbegrenzt, sie strotzt nur so vor Kraft und Energie. Andererseits gelingen ihr die leisen, melancholischen Blues-Passagen mit gleicher Brillianz. Sie prägt diese Aufnahme mit ihrem ur-eigenen Charisma und einer Leidenschaft, die tief unter die Haut geht. Keine ihrer Interpretationen bleibt oberflächlich oder auf dem Niveau einer bloßen Kopie der Sängerin, der ihre Hommage gilt - China Moses lebt all diese Songs mit einer Intensität, die schon deshalb überrascht, weil sie aus einer Zeit stammen, die sie selbst gar nicht erlebte: Im vergangenen Jahr wurde sie gerade erst dreißig Jahre alt; Dinah Washington starb bereits 1963 im Alter von nur 39 Jahren.

So ist "This one's for Dinah" in jeder Hinsicht bemerkenswert. Die Stimmung des Albums ist zutiefst beeindruckend, die Stimme der Sängerin eine Offenbarung. Zudem schlägt das Album eine Brücke zwischen Popkultur und Jazz, indem es die zeitlose Bedeutung der Klassiker des 20. Jahrhunderts hervorhebt, ohne sie zu musealisieren oder mit aufgesetzter Sentimentalität zu verkitschen.

So erringt China Moses erneut unbedingte Aufmerksamkeit, nicht nur bei Kritikern, sondern verdientermaßen und erst recht bei einer stetig wachsenden Fan-Gemeinde.

© Michael Frost, 24.02.2009


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