Es
ist Weihnachtszeit, daher ist die Häufung von Best-of-Compilations
mehr oder weniger namhafter Künstler keine Überraschung.
Die Veröffentlichung von Moby allerdings war längst fällig,
denn der New Yorker prägte die elektronische Musikszene während
der vergangenen Jahre wie kaum ein anderer.
Die
Herkunft des New Yorkers aus der Technoszene ist vor allem seinen
"älteren" Aufnahmen noch deutlich anzuhören ("Go"),
doch auch auf seinem neuesten Song "New York New York" (gesungen
übrigens von der unverwüstlichen Debbie Harry) gibt es noch
deutliche Anleihen der Rave-Generation.
"Go
- The Very Best of Moby" dokumentiert die erstaunliche Karriere
eines Genre-Musikers auf dem Weg zum internationalen Popolymp - nicht
chronologisch, sondern nach gemixt nach DJ-Art. Und während alle
Wege nach Rom führen, so landet Mobys Best-of-Mix immer wieder
bei Stückes dieses einen Geniestreichs, den er 2001 mit seinem
Album "Play" gelandet hatte. Allein fünf der 13 Tracks
auf "Go" stammen ursprünglich von "Play",
und ginge es nur nach Geschmack und Qualität, es hätten
ruhig noch mehr sein können, denn nach wie vor ist "Play"
beinahe ein Dokument musikalischer Zeitgeschichte, vollgepackt mit
Melodien und Arrangements, die stilbildend für ein ganzes Genre
sind.
Die
älteren Stücke bezeichnen aus heutiger Sicht nurmehr Mobys
künstlerischen Entwicklungsstand, der eines Tages zu "Play"
führen sollte; Skizzen und Detailstudien für das Hauptwerk,
charmant und sympathisch, aber noch unfertig. Andererseits verblassen
die Songs seiner späteren Alben "18" und "Hotel"
unter dem Eindruck der starken "Play"-Songs "Why does
my heart feel so bad?", "Natural Blues" oder "Porcelain"
- Moby begegnete dem Erwartungsdruck, indem er sich immer stärker
am Mainstream orientierte, seinen Kompositionen Ecken und Kanten nahm,
vielleicht um sie für Publikum und Werbeeinsätze gefälliger
werden zu lassen?
Doch
seien wir gerecht: Die meisten Bands würden für einen Einfall
von der Güteklasse eines Songs wie "Honey" töten.
Moby kann einen ganzen Strauß solcher Ideen vorweisen, die zudem
von zeitloser Qualität sind und deshalb dauerhaften Bestand haben
werden. Dass er also ein "Best-of"-Album veröffentlicht,
geht voll und ganz in Ordnung.
©
Michael Frost, 02.11.2006