"Das
nächste Spiel ist immer das schwerste" ist eine strapazierte Fußball-Weisheit.
Übertragen auf die Veröffentlichung des nächsten Albums gilt sie aber
auch für das Musik-Geschäft - umso mehr für eine Band wie Air, die
nach ihrem internationalen Debüt mit "Moon safari" gelobt und hofiert
wurde wie kaum eine andere.
Da
sie als Nachfolger "The virgin suicide", einen Filmsoundtrack vorlegten,
entgingen Nicolas Godin und Jean-Benoit Dunckel zunächst noch dem
direkten Vergleich. Doch damit ist jetzt Schluss: Mit "10,000 hz legend"
stellen sie sich "behertzt" der Betrachtung ihrer Fans und der Kritik.
Obwohl
es sowohl einige Erinnerungen an die fast unerträgliche Leichtigkeit
von "Moon safari" als auch an die Schwermut von "Virgin Suicides"
gibt, bietet "10,000 hz legend" im Gesamteindruck doch ein ganz anderes,
neues Bild.
"Paranoidere,
urbane Klänge" werden sie von Air selbst beschrieben, und tatsächlich
ist das Album eckiger, elektronischer, extravaganter als die vorigen
Veröffentlichungen. Auch "10,000 hz legend" ist ein Soundtrack,
für einen Film allerdings, der noch nicht gedreht wurde.
Die
futuristische Cover-Optik, die auf der eigens zur Album-Veröffentlichung
hergestellten Website künstlerisch perfektioniert wurde, ist dabei
sowohl Widerspruch als auch Ergänzung zum Album-Sound, der sich patchworkartig
zwischen den 70ern und 2010 bewegt, einerseits mit Mundharmonika und
Gitarre überrascht (z.B. "The vagabond", mit einem Gastauftritt von
Beck), andererseits aber auch Untermalung eines schrillen kunstvollen
Science-Fiction-Comics sein könnte.
Wie
schon "Moon safari" wird dieses Album die Musikszene nachhaltig beeinflussen.
Die Hürde des "schwersten nächsten Albums" wurde von Godin und Dunckel
mit Bravour genommen. Sie gehören nunmehr endgültig in die oberste
Liga der Branche, haben jede Befürchtung über vermeintliche "Eintagsfliegen"
zerstreut. "How does it make you feel ?", fragen sie bereits
im zweiten Song. - Bezogen auf ihr Album kann es nur eine Antwort
geben: "Great !"
MF
/ 26.05.2001