Portugal
ist Sehnsucht, Sehnsucht ist Lissabon und der Blick über den Tejo,
und Lissabon ist Madredeus, die Gruppe, der es gelungen ist, die einzigartige
Atmosphäre eines Flusses, einer Stadt, wenn nicht eines ganzen
Landes zu vertonen.
Madredeus,
benannt nach der Endhaltestelle einer Lissabonner Straßenbahnlinie,
die am Studioort der ersten CD der Guppe vorbeiführte und wegen
ihres Lärms zu ständigen Unterbrechungen der Aufnahmen zwang,
hat eine ganz besondere Karriere hinter (und noch vor) sich:
Die
irgendwo zwischen Fado, portugiesischer Folklore, klassischen Harmonien
und Chanson angesiedelten Lieder sind für den internationalen
Musikmarkt völlig untypisch und haben aber dennoch dazu geführt,
dass Madredeus weit außerhalb der iberischen Halbinsel über
den Ruf eines „Geheimtipps“ hinaus gelangt sind und auch hierzulande
die Konzertsäle füllen.
Das
verdanken sie an erster Stelle selbstverständlich ihrer Musik,
interpretiert durch die unvergleichliche Teresa Salgueiro, Gesicht
und Stimme der Gruppe - und in zweiter Linie Wim Wenders, der mit
Madredeus schon 1994 den Film „Lisbon Story“ drehte, dessen karge,
aber kluge Handlung nicht verdecken kann, dass hier eigentlich ein
besonders künstlerischer Clip zur Promotion des damals neuesten
Madredeus - Albums „Ainda“ entstanden war, das in völliger Untertreibung
der Tatsachen „Soundtrack“ genannt wurde, Musik zum Film: In Wirklichkeit
drehte Wenders, wie auch später mit dem „Buena Vista Social Club“,
einen Film zur Musik und machte Madredeus dadurch auch außerhalb
der iberischen Halbinsel, Brasiliens und Frankreichs bekannt.
Madredeus
haben nun mit Antologia nach fünf Studioalben und zwei nicht
minder beeindruckenden Live-Doppel-CDs (Lisboa, Oporto) eine Art „Best
Of“-Compilation veröffentlicht, eine Werkschau ihres dreizehnjährigen
Schaffens mit siebzehn poetischen und einfühlsam instrumentierten
Titeln, darunter sind zwei neue. Und obwohl ihnen die Auswahl der
Lieder absolut gelungen ist, darf man gemeinsam mit dem Autoren des
Booklet-Textes zu "Antologia" doch zu Recht davon träumen,
was für ein großartiges Album man noch mit all den Titeln
machen könnte, die auf Antologia gar nicht enthalten sind. Also:
Hören und staunen Sie !
AG
/ 16. Dezember 2000