Nuru
Kane stammt aus Dakar, der pulsierenden Hauptstadt Senegals. Seit Youssou
N'Dour ist die Stadt eine feste Größe auf der Landkarte der
Weltmusik, und auch Nuru Kane zog es früh zur Musik. Er schrieb
schon als Jugendlicher eigene Lieder, lernte verschiedene Instrumente
und träumte von der eigenen Karriere. In Paris gründete er
später seine eigene Band, und von dort aus versuchte er, zwischen
Europa und Afrika zu vermitteln.
"Afrika
heißt nicht immer Hunger, Diktatur und Korruption" erklärt
Nuru Kane in dem Song "Cheikh Anta". Dessen Schriften (Cheikh
Anta ist ein senegalesischer Philosoph) legt Kane seinem europäischen
Publikum ans Herz, darin finde sich der Reichtum afrikanischer Kultur.
Nuru
Kane ist ein klassischer Songwriter. Seine Lieder sind schnörkellos,
von vielen akustischen und wenigen elektrischen Instrumenten getragen.
Im Mittelpunkt steht das Erzählen von Geschichten. Wie überall
auf der Welt dienten Lieder vor der Verbreitung der Schrift auch im
Senegal der Überlieferung und Weitergabe der eigenen Geschichte.
Und
so handeln auch Nuru Kanes Geschichten von der eigenen Familie, dem
Schicksal seines Landes und seiner Bewohner, seinen Freunden, dem
Alltag der Menschen, ihren Hoffnungen und Sorgen.
Aufgenommen
wurde "Sigil" überwiegend in der Abgeschiedenheit eines
schottischen Aufnahmestudios. Dort spielte Kane die dreizehn Titel
ein, begleitet von wenigen Musikern, allen voran Multiinstrumentalist
Thierry Fournel. Nuru Kane selbst spielt diverse Gitarren, Bass und
Percussions - und außerdem die Guimbri, einen dreisaitigen Bass,
der zu den traditionellen Instrumenten der marokkanischen Gnawa-Musik
gehört. In Marokko fand Kane vielfältige Inspirationen für
seinen eigenen Sound, den er selbst deshalb nicht nur als Brücke
zwischen Nord und Süd, sondern auch zum Orient verstanden wissen
möchte.
Das
Album schließt mit einem politischen Appell, der die Forderung
nach dem Schuldenerlass für die armen Länder der so genannten
"3. Welt" unterstützt. "Sklaverei, Kolonialisierung,
Französisch-Afrika - Afrika hat seine Schulden längst bezahlt",
erklärt Nuru Kane in dürren, aber präzisen Worten,
die der Machart seiner Musik zu entsprechen scheinen: minimalistisch,
auf das Wesentliche reduziert, aber hochgradig konzentriert und prägnant.
©
Michael Frost, 22.04.2006