Der
Name von Emmanuel Jal fiel in den vergangenen Monaten häufiger:
Zunächst als Teilnehmer des "Africa Calling"-Konzerts,
das Peter Gabriel im Rahmen der "Live8"-Kampagne in Cornwall
organisiert hatte. Kurz darauf erschien ein Song von Emmanuel Jal auf
der "Help"-Compilation der Warchild Compilation, neben Radiohead,
Coldplay und vielen anderen.
Emmanuel
Jal weiß genau, warum er sich ausgerechnet an der "Warchild"-Aktion
beteiligt: bis zu seinem 13. Lebensjahr lebte er als Kindersoldat
in seiner Heimat, dem Sudan, praktisch unter den Bedingungen der Sklaverei.
Von der Zerrüttung der sudanesischen Gesellschaft und den Rivalitäten
zwischen muslimischen und christlichen Einwohnern handelt auch seine
Musik.
Jal
selbst stammt aus dem Süden des Landes, in dem die Mehrheit der
Bevölkerung christlich ist. Sein aktuelles Album nahm er jedoch
ganz bewusst mit einem muslimischen Musiker auf: Abdel Gadir Salim,
Komponist und "Altmeister der Oud" (Pressetext), der arabischen
Laute. Salim stammt aus dem muslimisch dominierten Nordsudan. Ihr
gemeinsames Werk trägt einen Namen mit Appellcharakter: "Ceasefire"
- Waffenstillstand. Einerseits ein bescheidenes Ziel, andererseits
jedoch der Anfang von allem, und Zeichen der Bedeutung, die Jal und
Salim in die Wirkung ihrer Musik setzen.
Die
soll vor allem bei jungen Leuten ankommen: als Hiphopmusiker sind
Jal und seine Band, "The Reborn Warriers" Teil einer globalisierten
Kultur, die inzwischen sowohl in Afrika als auch in Arabien, Europa
oder Amerika verstanden wird. In einer mitreißenden Fusion typischer
Hiphopelemente mit den verschiedenen Kulturen des Sudan und der Beteiligung
von Abdel Gadir Salim gelingt es ihm, eine gemeinsame Identität
herzustellen, ein Fundament sozusagen, auf dem "Ceasefire"
im wahrsten Sinne des Wortes aufgebaut werden könnte.
Die
klare politische Zielsetzung dieser Musik impliziert dabei, dass man
dazu tanzen und Spaß haben kann. "Gua", Single-Auskopplung
des Albums, wurde in Kenia zum Charthit. In Europa stand das Album
im September 2005, also noch vor der Veröffentlichung in Deutschland,
auf Platz 3 der Worldmusic-Charts.
Nicht
nur deshalb ist davon auszugehen, dass der Name von Emmanuel Jal auch
in den nächsten Monaten noch häufiger zu hören sein
wird: Ridley Scott verfilmt gerade die Geschichte der britischen Aktivistin
Emma McCune (gespielt von Nicole Kidman), die einst einen Rebellenführer
heiratete und Emmanuel Jal aus der Kinderarmee befreite, indem sie
ihn adoptierte.
©
Michael Frost, 22.10.2005