Das 
          System funktioniert ganz einfach: zahllose Künstler stellen einzelne 
          Tracks oder ganze Alben zur Verfügung, die über die Webseiten 
          der "War Child"-Organisation für einen Preis von 99 Britische 
          Pence zum Download angeboten werden. Für 3,50 Britische Pfund gibt 
          es bereits das Monatsabo. Mit den Erlösen unterstützt "War 
          Child" die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die Opfer von Krieg 
          und Gewalt wurden: in Kongo, Afghanistan, Irak oder Ex-Jugoslawien. 
           
          Zwar 
            verzeichnen die kommerziellen Download-Portale inzwischen rasante 
            Zuwachsraten, doch wirklich durchsetzen konnten sie sich bislang nicht. 
            Noch ist die CD der allgemein zugängliche Träger für 
            Musik, und so sind auch die Verantwortlichen bei "War Child Music" 
            auf die Veröffentlichung der ihnen zur Verfügung gestellten 
            Songs auf CD angewiesen. Vor genau zehn Jahren wurde das erste "Help"-Album 
            veröffentlicht. Der Erlös des Albums belief sich schon kurz 
            nach der Veröffentlichung auf sensationelle 1,25 Millionen Pfund, 
            erwirtschaftet durch Beiträge der Extraklasse, darunter Blur, 
            Oasis, Portishead, Massive Attack und Sinead O'Connor. 
          In 
            diesen Tagen erscheint nun das zweite "Help"-Album zugunsten 
            der War Child Foundation, das - wie schon 1995 - nicht nur dem guten 
            Zweck dienen soll, sondern auch musikalisch eine hochspannende Angelegenheit 
            ist, weil es einige der zur Zeit angesagtesten Namen der Musikwelt 
            enthält: Coldplay, Gorillaz, Keane, Damien Rice, Kaiser Chiefs, 
            The Coral, The Magic Numbers, Belle and Sebastian - um nur einige 
            zu nennen. Die einzigen Bands, die schon 1995 mit von der Partie waren, 
            sind übrigens The Manic Street Preachers und Radiohead.
          Letztere 
            heizten die Vorfreude auf die Veröffentlichung bereits im Vorfeld 
            deutlich an, indem sie dem Projekt einen brandneuen, nie vorher veröffentlichten 
            Song stifteten "I want none of this". Doch auch viele andere 
            Bands ließen sich nicht lumpen: Auch die Beiträge von Coldplay, 
            Keane, Maximo Park, Bloc Party, Gorillaz, Hard-Fi, Kaiser Chiefs und 
            Belle & Sebastian wurden exklusiv für das War Child Projekt 
            zur Verfügung gestellt, das dadurch neben seiner politischen 
            Relevanz auch zum musikalischen Leckerbissen wrid.
          Großartig 
            ist auch, dass nicht nur die großen internationalen Acts berücksichtigt 
            wurden, sondern auch verschiedene afrikanische Bands: Emmanuel Jal 
            aus dem Sudan etwa, oder Tinariwen, eine Touareg-Band aus Mali, die 
            derzeit "hippeste Weltmusik-Grupper überhaupt" (Peter 
            Gabriel). Vor allem auch durch ihre Beteiligung wird "Help - 
            A day in the Life" zum Vergnügen. 
          Gekrönt 
            wird das Album zum Abschluss mit dem aktuellen Traumduo der schwulen 
            Musikszene: Antony and The Johnsons und Boy George mit einer Coverversion 
            von John Lennons unvergesslichem "Happy X-mas/War is over". 
            
          Das 
            "War Child Music"-Konzept könnte Schule machen. Spendenaktionen 
            werden kurzfristig und flexibel ermöglicht, können gezielt 
            gesteuert werden und benötigen keinen großen Verwaltungsapparat. 
            Und der musikalische Gegenwert ist weit höher als der Album- 
            oder Download-Preis.
          © 
            Michael Frost, 09.10.2005