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Bittersüß


Spätestens seit Portishead gilt das britische Bristol als Hauptstadt des Triphop. Auch Goldfrapp, die mit "Felt mountain" jüngst furios debuttierten, kommen von dort. Dennoch sollte man nicht in der Versuchung kommen, es bei oberflächlichen Vergleichen zu belassen. Parallelen zwischen Portishead und Goldfrapp sind vor allem die ausdrucksstarken Stimmen ihrer Sängerinnen Beth Gibbons bzw. Alison Goldfrapp, der das Duo nicht nur den Namen verdankt.

Weil die Band die ständigen Vergleiche nicht mehr hören kann (was nachvollziehbar ist), versuchen wir es von der anderen Seite und erklären, wo die Unterschiede liegen. Denn trotz erkennbarer musikalischer Verwandtschaft gibt es davon mehr als notwendig, um beiden Bands eigenständige Charakteristika zuweisen zu können.

Portishead ist düster und melancholisch, Alison Goldfrapp und Will Gregory sind feierlicher, weniger hart und sezierend, vertrauter. Ihre Anleihen stammen nach eigenem Bekunden aus dem französischen Pop der 60er Jahre und Spaghetti-Western, manchmal klingt aber auch der mondäne Charme eines James-Bond-Titels durch.

Einfach kopiert wird aber keineswegs, denn beim genauen Hinhören entpuppen sich die schwelgenden Melodien als kleine Meisterwerke des Stilbruchs. Elektronische Spielereien und Triphop-Elemente schaffen gezielte Irritationen, Widersprüche, deuten Brüche an. So markieren sie die Trennlinie zwischen Pomp und Postmoderne, süß und bitter. Dabei ist es die durchdacht proportionierte Mischung, die den besonderen Reiz der Lieder ausmacht und die wohligen Schauer auslöst.

Die schrägen Töne, die Breakbeats, die Streichinstrumente, der Gesang, das Wispern und Summen umgeben Alison Goldfrapp mit einer Aura der Unnahbarkeit, die von ihrer gebirgsbachklaren Stimme noch unterstrichen wird. In diesem Album kann man sich verlieren. In dieser Stimme auch.

MF / 17.03.01

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