Jazz-Anhängern
ist er bereits seit Jahren ein Begriff, doch auch Fans von progressivem
Rock, Hiphop und Drums&Bass kommen inzwischen kaum noch an ihm vorbei.
Ob mit der jungen Pop-Chanteuse Keren Ann oder jüngst auf dem Debüt-Album
der aus Malawi stammenden Soulpop-Sängerin Malia - überall,
wo neue Sounds und talentierte Newcomer an den Start gehen, ist Erik
Truffaz, den in der Schweiz geborenen, inzwischen aber in Frankreich
beheimateten Jazz-Trompeter nicht weit. Im Frühsommer wird man
ihn im Rahmen der "Century of Song"-Reihe bei der Ruhrtriennale
erleben können, wo er sich mit dem Gitarristen Manu Codija an einem
Tribute-Projekt für den Sänger und Komponisten Michel Legrand
beteiligt - und inzwischen legt er wieder ein eigenes Album vor: "The
Walk of The Giant Turtle".
Das
Album ist eine Koproduktion von Truffaz mit seinen angestammten Begleitern
Marcello Giuliani (Bass), Marc Erbetta (Schlagzeug) und Patrick Muller
(Piano), mit denen er seit der zweiten Hälfte der 90er Jahre
zu großem internationalen Renommé gelangte. Das Quartett
zeichnet sich sowohl auf ihren eigenen Alben als auch durch die vielfache
Zusammenarbeit mit Künstlern eigentlich fremder Genres durch
einen enormen stilistischen Hintergrund aus. Auch auf "The Walk
of The Giant Turtle" entfalten die vier Musiker eine ungewöhnlich
große Integrationskraft, die vom New Jazz bis zu Drums&Bass,
Fusion und psychedelischem Gitarrenrock reicht.
Aufgenommen
wurde in der Schweiz innerhalb nur einer Woche in einem Studio in
Lausanne, nachdem die Wirkung der Kompositionen bei mehreren Konzerten
getestet worden war. Die Atmosphäre des Albums ist energetisch
und aufgeladen, urban und deshalb manchmal aggressiv. Truffaz, Giuliani,
Erbetta und Muller präsentieren sich als perfekt aufeinander
eingespieltes Kollektiv, in dem jeder mit seinem Instrument optimalen
Spielraum genießt - und mit der selbst gewährten Freiheit
kreativ und experimentell umzugehen weiß.
Weil
sie sich dabei weniger denn je auf einen bestimmten Stil festlegen
lassen, wird "The Walk of the Giant Turtle" zum Weg weisenden
Album gleich für mehrere Genres. "Fans of Radiohead and
Miles Davis", schrieb bereits ein Kritiker, "take note !"
©
Michael Frost, 17. Mai 2003