Elektronische
Musik hat sich in den letzten Jahren zu einer eigenständigen
Ausdrucksform entwickelt. Was ursprünglich von Bands wie Kraftwerk
ausging, hat zahllose Nachfolger in nicht minder unzähligen Varianten
gefunden, deren erfolgreichste Vertreter längst in allen wichtigen
Charts zu Hause sind.
Ihrer
Definition nach steht die elektronische Musik in Abgrenzung zur klassischen
Rockformation: auf Gitarren wird weitgehend verzichtet, Drums und
Bass werden im Computer generiert, der Gesang technisch verfremdet,
und in der Hauptsache geht es um die Erzeugung künstlicher Töne
und Tonfolgen, die schließlich das Gesamtbild beherrschen.
Insofern
ist es eigentlih ein Widerspruch, wenn jetzt Musiker wie der Neuseeländer
Bevan Smith alias "Signer" antreten, die Indie-Szene mit
der Elektronik zusammenzubringen, nahezu eine Quadratur des Kreises,
die im besten aller Fälle am Ende weder dem einen noch dem anderen
Genre zugerechnet werden können, sondern ganz neue, meist individuelle
Standards begründen.
Soweit
reicht "Low light dreams", das Album von Signer, sicherlich
nicht. Der selbst proklamierte Anspruch erscheint hoch gegriffen -
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und eine Gitarre noch keinen
Rock - aber bliebe man bei der Beschreibung, dass Signer den einen
oder anderen Gitarrensound gekonnt vor den selbst gewebten - elektronischen
- Klangteppich drapiert, dann kommt man dem Wesen seiner Sounds schon
viel näher und mag mühelos zugestehen, dass ihm hierbei
einige Momente besonderer atmosphärischer Klarheit gelungen sind,
so etwa im Titel "Grosse Strasse".
Und
wenn man als Motto den Titel eines weiteren Tracks nimmt, nämlich
"Dreaming about making music to dream to", dann hat dieser
Traum seine Realitätstauglichkeit bewiesen, denn genau dies ist
"Low light dreams" geworden: ein Album zum Träumen,
kühl und klar, ohne Kitsch und Schnörkel, mal aufwühlend,
mal elegisch, elektronisch, gelegentlich um Gitarren bereichert, nicht
revolutionär, aber umgarnend und tragend.
Michael
Frost, 1. September 2002