Ein Album passend zum Frühling. Leichte Harmonien, beschwingte Folk-Rhythmen mit Banjo, Flöte, Triangel, Geigen und Mundharmonika, manchmal hört man im Hintergrund eine Dampflok (warum eigentlich?), und dazu gesellt sich eine glockenhelle, sehr französisch hauchende Stimme ohne böse Absicht, die von französischen Städten ("St. Malo", "Paris de loin") und amerikanischen Frauen ("Les femmes de Milwaukee") zu singen weiß.
Die freundliche Stimme gehört Anna Berthe, ehemals Sängerin der französischen Band Tétard, und begleitet wird sie von Robin Félix, dem Bassisten der über Frankreich hinaus bekannten Band "Louise Attaque". Gemeinsam starteten sie nun ein neues Projekt: "Poney Express".
Nun ist Folkpop nicht unbedingt eine typisch französische Domäne. Man merkt denn auch schnell, dass Poney Express sich stark an Vorbildern wie Belle & Sebastian orientieren, doch auch die schwedischen Concretes lassen fröhlich grüßen.
Anna Berthe und Robin Félix fanden die für ihre Ideen passende Umgebung in Cardiff, der Hauptstadt von Wales. Dort, in einem Studio in der "Daisy Street", gingen sie an die Arbeit, und weil ihnen der Straßenname passend für den Ausdruck ihres Albums erschien, heißt nun auch die CD so: "Daisy Street".
Alle Songs des Albums blühen, wenn auch meist recht kurz; oft in unterschiedlichen Farben, manchmal sogar in dunkleren Nuancen. Dass die zwei auch zu tiefgründigeren Sounds fähig sind, zeigt "Nobody", ein Lied mit überraschend düsterer Atmosphäre.
Doch es überwiegt ein heiterer, unbeschwerter Sound aus Akustikpop, Folk, Country und Neochanson. Diese bunte Mischung saugt man nach einem grauen Winter nur allzu gerne in sich auf: Mit diesem Album ist es, also ob man sich an geschützter Stelle in die ersten wärmenden Sonnenstrahlen des Frühjahrs setzt. Dazu gehört leider auch die schnelle Vergänglichkeit des Augenblicks: die fünfzehn Lieder mit einer Gesamtspielzeit von ... Minuten sind viel zu schnell vorbei.
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Michael Frost, 13.04.2008