Der
großen Frankreich-Welle, welche die deutsche Musikszene seit geraumer
Zeit bewegt, zum Trotz hat es dennoch einige Jahre gebraucht, bis nun
eine der aufregendsten Bands nun auch bei uns entdeckt werden kann.
Die Verzögerung ist umso überraschender, als sie bereits rund
um den Erdball tourten: Südamerika, Kanada, Russland und sogar
Indien gehörten zu den Stationen der Band, deren Musik ebenso ungewöhnlich
ist wie ihr Name: Louise Attaque, Frankreichs erfolgreichste Rockband
überhaupt.
Seit
1994 musizieren Robin Feix (Bass), Alexandre Margraff (Schlagzeug),
Gaetan Roussel (Gesang, Gitarre) und Arnaud Samuel (Geige) bereits
gemeinsam, ihr erstes Album erschien 1997. Seitdem wird das Quartett
umjubelt und stellt einen Rekord nach dem anderen auf; eine Überraschung,
denn eigentlich ist der Sound von "Louise Attaque" soweit
vom Mainstream wie ein aus der Bahn geratener Komet.
Doch
Louise Attaque trifft mit einer unberechenbaren Mischung aus Rock,
Folk, Punk und Wave-Elementen offenbar den Nerv und die Seele des
Publikums. Zweimal erhielt die Band bereits einen "Victoire de
la Musique", den bedeutendsten französischen Musikpreis.
"À
plus tard crocodile" ist bislang das komplexeste Werk der Band.
Es strotzt geradzu vor originellen Soundideen, die in achtzehn (!)
hastig miteinander verwobenen Songs umgesetzt wurden: temporeich und
melodiös, laut und vernehmlich, großartig arrangiert und
interpretiert, ein sehr rockiges und trotzdem französisches,
also sinnliches und vollmundiges Vergnügen, spielerisch leicht
und der internationalen Avantgarde des Postrock zuweilen einen großen
Schritt voraus.
So
resultiert der große Erfolg von Louise Attaque auch daher, dass
Anhänger ganz verschiedener Genres sich in ihrer Musik wiederfinden
können: Folk, Musette, Chanson, Gypsy, Rai und Reggae, Pop, Rock
und Ethnopunk - jeweils nie als theoretisches oder künstliches
Konstrukt, sondern sehr organisch, lebensfroh und mit großer
Selbstverständlichkeit interpretiert.
Schön,
dass dem Verlangen nach Mehr, das Louise Attaque automatisch auslösen,
gleich nachgegeben werden kann: Gemeinsam mit "À plus
tard crocodile" werden nämlich auch die vorigen Alben ("Louise
Attaque"/1997, "Comme on a dit"/2000) in Deutschland
herausgebracht.
©
Michael Frost, 09.03.2007