Es 
          ist nicht die erste Verfilmung von Michael Endes wunderbarem Roman "Momo". 
          Bereits Mitte der 80er Jahre entstand in den Studios von Cinecittà 
          eine deutsch-italienische Koproduktion des Films mit Radost Bokel als 
          Momo, Mario Adorf als Beppo, John Huston als Meister Hora und Armin 
          Mueller-Stahl als Anführer der grauen Herren. Den Soundtrack schrieb 
          damals Angelo Branduardi.  
          Doch 
            Enzo d'Alò, italienischer Trickfilmspezialist, wollte alles 
            neu machen, und so beauftragte er einen anderen nicht minder bekannten 
            Star mit der Produktion des Soundtracks: Gianna Nannini. Diese hatte 
            sich in den letzten Jahren ziemlich rar gemacht.
          Aber 
            so ganz wird sie die Musik nicht aus den Augen bzw. Ohren verloren 
            haben, denn, um es vorweg zu sagen, mit "Momo" präsentiert 
            sich die Rockmusikerin aus der Toscana absolut auf der Höhe der 
            Zeit und immer hart am Objekt: Die Musik ist der Handlung auf den 
            Leib geschneidert, Gianna Nannini hat sich selbst keineswegs in den 
            Vordergrund spielen wollen, vielmehr unterstreicht sie mit ihren sehr 
            geschickten und modernen Kombinationen von Akustiksounds und elektronischen 
            Elementen die Geschichte von Momo, den sie bedrohenden und verfolgenden 
            grauen Herren ("Uomini grigi"), die der Menschheit die Zeit 
            raubten. 
          Die 
            Rock-Musikerin versucht sich erfolgreich an Breakbeats und unruhigen 
            Arrangements, um die von den grauen Herren ausgehende Herzlosigkeit 
            darzustellen, viele Stücke bleiben instrumental, manchmal auch 
            lässt sie die Gitarren krachen, und Computersamples tun ein übriges, 
            um den Zustand latenter Bedrohung durch die "Zeitdiebe" 
            zu vermitteln. Gelegentlich erhebt sie sich dann doch mit gewohnt 
            rauer Stimme über die Dramatik der Instrumentierung. Dann erklingt 
            unter anderem auch "Aria", Single-Auskopplung mit Hit-Potenzial 
            und übrigens auch Titel eines neuen für April angekündigten 
            Studio-Albums. Fürs treue Publikum nördlich der Alpen gibt 
            es auf der Single übrigens eine sehr charmante deutschsprachige 
            Version von "Aria", deren Text Xavier Naidoo schrieb, der 
            aber zum Glück nicht mitsingen durfte.
          Unterstützung 
            für ihre überraschend gelungene Rückkehr in die Plattenläden 
            holte sie sich statt dessen von Andy Wright, der bereits u.a. Alben 
            von Annie Lennox, Simply Red und Atomic Kitten produzierte. Die Arbeit 
            am Soundtrack gab Gianna Nannini die Gelegenheit, immerhin vier Jahre 
            nach ihrem letzten Studioalbum "Cuore", mit zeitgemäßen 
            Sounds zu experimentieren und ihrem individuellem Stil anzupassen.
          Das 
            Comeback ist geglückt, und die Erwartung auf "Aria", 
            ihr im April erscheinendes Album, sind nun massiv gesteigert. 
          Michael 
            Frost, 02. Februar 2002