Als
Annie Lennox 1995 mit "Medusa" bereits ihre zweite Solo-Platte
veröffentlichte, waren die Eurythmics-Fans aus dem Gröbsten
schon heraus, will sagen, sie hatten die - vorübergehende, wie
wir heute wissen - Trennung des Duos Stewart/Lennox überwunden.
Das lag vor allem am Erstlingswerk der Lennox: "Diva" von
1992.
"Diva"
war ein geradezu unheimlicher Erfolg beschert: Sowohl das Album, als
auch die diversen Single-Auskopplungen und nicht zuletzt das ungeheuer
sehenswerte Video zum Album wurden begeistert aufgenommen. Der Album-Titel
war Programm - Annie Lennox wurde als neue Diva am Pophimmel gefeiert.
Es
folgten ein umjubeltes MTV-unplugged Konzert im Rahmen des Jazz-Festivals
von Montreux, ein Song für den Soundtrack zu Francis Ford Coppolas
"Bram Stoker's Dracula" und verschiedenste internationale
Musik- und Videopreise.
Die
Erwartungen für das Nachfolge-Album waren also hoch - höher
- am höchsten - und umso tiefer kam der Fall:
Annie
Lennox brachte mit "Medusa" eine Sammlung von 10 Remakes
heraus - Pop-Klassiker von Paul Simon ("Something so right")
bis Bob Marley ("Waiting in vain"), mit denen sie laut Beiheft
eine persönliche Beziehung verbindet. Ernüchternd und enttäuschend,
wie wenig es ihr dabei gelang, Stücken wie "A whiter shade
of pale" oder "take me to the river" eine neue - geschweige
denn bessere - oder wenigstens eine persönliche Seite abzugewinnen.
Stimmungsmäßig
gelungen sind allein die Single-Auskopplung "No more 'I love
you's", dessen Interpretation nahtlos an die "Diva"-Titel
anschließt, und die Neil Young-Komposition "Don't let it
bring you down". Dieser Song fand übrigens später in
einer Szene des Erfolgsfilms "American Beauty" Verwendung,
ist aber leider nicht auf dem Soundtrack.
Ansonsten
will der Funke nicht überspringen. Schade und bedauerlich, denn
wie gern hätte man auch der zur "Medusa" mutierten
Diva zu Füßen gelegen !
MF
/ 23. September 2000