Wenn
britische Bands wie Travis und Coldplay für ihre jüngsten
Veröffentlichungen über den grünen Klee gelobt werden,
dann trifft vieles, was über sie gesagt wird, eigentlich auch für
eine schwedische Band zu: Kent. 2000 erzielten sie mit der internationalen
Version ihres Albums "Hagnesta Hill" auch außerhalb
der nordischen Länder große Aufmerksamkeit und viel Lob.
"Internationale Version" heißt es übrigens deshalb,
weil Kent ihre Alben eigentlich in schwedischer Sprache veröffentlichen.
Mit Rücksicht auf den auf Englisch reduzierten internationalen
Markt produzieren sie dann eine zweite - englischsprachige - Version.
Mit
ihrem aktuellen Album "Vapen & Ammunition", in Skandinavien
bereits seit Frühsommer 2002 im Handel, ist das bislang leider
nicht geschehen. Wohl aber räumt das Quintett damit seither reihenweise
Musikpreise ab, darunter auch den des besten nordische Rock-Acts des
Jahres bei den European Music Awards 2002. Trotzdem. Anstatt dem europäischen
Publikum einfach einmal das schwedische Original zuzumuten, ist "Vapen
& Ammunition" im übrigen Europa bislang nur als Urlaubsmitbringsel
vom Polarkreis erhältlich. Man verpasst deshalb einige interessante
Erkenntnisse:
Erstens:
Schwedisch ist eine Sprache, in der sich absolut harmonisch singen
lässt. Zweitens: Kent steigern sich von Album zu Album, und deshalb
befinden sich drittens: Melodien und Arrangements des Albums im internationalen
Vergleich auf hohem Niveau. Die Songs bestechen durch ihre klare Struktur
und werden gerade durch die Transparenz des Zusammenspiels besonders
wirkungsvoll. "Maximal drei Gitarren, Bass und Schlagzeug. Es
soll leicht sein, die Stücke live zu spielen", sagt die
Band. Weniger ist manchmal mehr. Die sparsame Instrumentierung bringt
die emotionale Leistung der Stimme von Leadsänger Joakim Berg
umso deutlicher zum Vorschein.
Herrliche,
gefühlvolle und intime, aber dennoch gänzlich unpathetische
Momente gelingen auch im gemeinsamen Stück mit Nachwuchsstar
Titiyo ("Duett") ebenso wie kraftvolle Pop-Hymnen, so mit
der Französin Nancy Danino ("FF") oder die erste Single-Auskopplung
des Albums "Dom andra". Es versteht sich von selbst, dass
die Single in Skandinavien ein Hit wurde, während sie im übrigen
Europa ... - siehe oben ...
©
Michael Frost, 18. Januar 2003