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Melancholische Welt
Gastkritik von Thomas Höhl


1999 erschien erneut ein Album des Franzosen Francis Cabrel mit dem Titel "Hors Saison". Ähnlich wie das sehr erfolgreiche Vorgängeralbum "Samedi soir sur la terre" erschien es im Poesie-Alben-Format und ist schon optisch etwas besonderes. Beim ersten Hören scheint es aber nicht so gut gelungen zu sein wie "Samedi soir", nur der Titelsong "Hors-Saison" geht sofort ins Ohr.

Betrachtet man sich dann noch den Text des Liedes versackt man ohne es zu bemerken tief in der Welt der Melancholie, in die einen Cabrel so gerne und so oft zu ziehen versteht. Er erzählt die Geschichte einer Stadt am Meer in der Nachsaison und beschreibt die Traurigkeit, die sie ereilt, da die Menschen weg sind, die Briefkästen überquellen und das Leben weitergezogen ist. Und dies obwohl die Wellen immer noch kontinuierlich an den Strand rollen.

So kann es einem passieren, dass man das Album einige Male hört und doch eigentlich nur bei "Hors-Saison" wirklich hängen bleibt, bis man schließlich merkt, dass auch die zweite Single-Auskopplung "Prêsque-rien" etwas hat und spätestens, wenn man das Vergnügen hatte, dieses Lied live zu erleben, merkt man wie tiefgründig es ist.

Auf diese Art und Weise bekommt man nach und nach einen Zugang zu einem Album, das weit weg ist von Eingängikeit und Erfolgsorientierung. Aber wer "Samedi soir sur la terre" kannte, erwartet auch nichts anderes. Spätestens mit diesem Album hat sich Cabrel aus dem klassischen Bereich des Chanson verabschiedet und sich in Gegenden vorgewagt, die ich bisher nur von Jay-Jay Johanson oder Nick Cave kannte.

"Francis Cabrel: Hors saison" ist eine Gast-Kritik
von Thomas Höhl / Oktober 2000
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