Globalisierung
in ihrer rhythmischen Form. So könnte man "Fuji Satisfaction"
vielleicht am zutreffendsten beschreiben. Bantu, ein Musikerkollektiv
um den "Brothers Keepers"-Mitbegründer Adé Bantu,
tat sich für dieses Projekt mit dem Nigerianer Adewale Ayuba zusammen.
Auch Adé Bantu hat seine familiären Wurzeln in Lagos, der
Hauptstadt Nigerias, lebt aber in Köln.
So
erfährt "Fuji Satisfaction" Einflüsse aus scheinbar
verschiedenen Richtungen. Einerseits öffnen die Musiker die deutsche
Hiphopszene für nigerianische Sounds, andererseits bringen sie
den Hiphop nach Afrika. Dass seinen Wurzeln sowieso dort, und nicht
etwa in den afroamerikanischen Ghettos der USA liegen, ist seit dem
aktuellen Album des senegalesischen Rap-Trios Daara J keine Überraschung
mehr.
Doch
Bantu und Adewale Ayuba stellen den "Fuji" in den Mittelpunkt
ihrer Produktion. Fuji, so verheißt es der Begleittext, sei
"der Sound der Straßen von Lagos, und dort treffen alle
möglichen Kulturen und Religionen aufeinander: Christentum und
Islam, Arabien und Westafrika, moderne Großstadt und ländlicher
Raum, traditionelle Instrumente und E-Gitarren, Akustik und elektronische
Verstärkung.
Die
gegensätzliche Mischung erzeugt eine natürliche Reibung,
aus der Energie im Überfluss entsteht. Ayubas Auftritte, so heißt
es, dauerten manchmal bis zu sieben Stunden. Da kann das CD-Format
von "Fuji satisfaction" zwangsläufig nicht mithalten,
doch von der hypnotisierenden Kraft der Beats, der Percussions, groovenden
Bläsern und dem eingängigen Sprechgesang erhält man
weit mehr als nur eine Ahnung. Die Sounds wechseln virtuos zwischen
coolem Dancefloor und überbordendem Temperament.
Die
Zeiten, in denen man Musik von außerhalb des angloamerikanischen
Raums in die Isolationshaft der Sparte "Weltmusik" verbannen
konnte, scheinen endgültig vorbei. Afrikanische Musiker geben
sich nicht mehr damit zufrieden, etablierten Weltstars von Fall zu
Fall als auditiver Farbtupfer zu dienen. Verstärkt suchen sie
den Austausch aus eigener Kraft. Umso unverständlicher ist es
deshalb, dass ihnen im Programm der weltweiten "Live 8"-Aktivitiäten
so wenig Platz eingeräumt wird: Die Chance, die Kampagne mit
der Forderung nach kultureller Selbstbestimmung zu verbinden, wurde
dadurch vertan.
Trotzdem,
oder gerade deshalb: Die Zukunft liegt - nicht nur in der Wirtschaft
und nicht nur ihren menschenfeindlichen Auswüchsen, sondern auch
in der Kultur und dem Austausch zwischen Menschen - in der Globalisierung.
Und nicht nur die Zukunft, denn, so heißt es in den Linernotes
zu "Rise up to the occasion": "The future is now".
©
Michael Frost, 27.06.2005