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Zu freundlich
um gut zu sein


Finnische Folk/Jazz-Musiker sind freundliche Menschen mit freundlicher Musik. Das Frauen-Trio Värttinä ist so eine freundliche Gruppe, ebenso wie Rajaton, die großartige A cappella-Band, oder Gjallarhorn, Quartett mit Leidenschaft für die mystischen Traditionen des Nordens.

Und so lächeln einem auch ZetaBoo freundlich vom Innencover ihres Albums "OuterRail" entgegen: Anna-Mari Kähärä (Akkordeon), Marko Timonen (Schlagzeug), Pekka Lehti (Bass) und Multiinstrumentalist Jarmo Saari. Letzterer hatte die Ideen für das dritte ZetaBoo während seiner Reisen durch Kuba und Brasilien, und so sei die Musik "ein Art Reisetagebuch", sagt er.

Das darf man sich nun allerdings nicht so vorstellen, dass etwa deutliche Zeichen etwa brasilianischer oder kubanischer Rhythmen Eingang in das Album gefunden hätten. Die Reise, führte Saari nach eigenem Bekunden weniger an fremde Orte, sondern vielmehr zu sich selbst und seinem eigenen Ausdruck. Das ist überraschend und auch ein wenig befremdend, weil die eigenen Erfahrungen einer Eisenbahn-Rucksacktour so gar nichts zu tun haben mit dem, was ZetaBoo etwa in ihrem Stück "InterRail" umsetzten. Das klingt zwar freundlich (sic!), auch nett und behutsam jazzig - aber auch ein bisschen langweilig, als ob Saari immer auf dem falschen Bahnhof gewartet hätte, während die tollen Partys andernorts stattfanden.

Temperament und Atmosphäre kommt erst zum Ende des Albums auf. "O pai" heißt das Stück, Portugiesisch für "O Vater", daraus erwächst jedoch ein samischer Beschwörungsritus, und so weiß man nie, wohin die Reise als nächstes führen wird und ist hin- und hergerissen zwischen der Erkenntnis, dass manchmal freilich nicht das Ziel, sondern allein der Weg entscheidend ist (doch irgendwohin sollte schließlich auch dieser führen), und dem Verdacht, das hier doch allzu planlos zu Werke gegangen wurde, und dass die mäandernden Klänge zwischen Landschaftsmalerei, innerer Einkehr, multikultureller Begegnung und Fahrstuhlmusik doch allzu unentschieden daherkommen - und vielleicht auch etwas zu freundlich um gut zu sein.

© Michael Frost, 17.02.2007


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