Als
Herman van Veen 1980 seine "Weihnachtslieder" - damals noch
als LP - veröffentlichte, stand er praktisch noch am Beginn seiner
ungewöhnlichen Karriere. Dem deutschen Publikum war er zu diesem
Zeitpunkt vor allem durch seine Kinder-Fernsehserie "Die seltsamen
Abenteuer des Herman van Veen" aufgefallen, und durch seine ersten
LP-Veröffentlichungen, vor allem die Sammlung "Liederbuch"
war er zu einem der wichtigsten Vertreter der jungen europäischen
Liedermacher-Szene geworden, zu der neben ihm Georges Moustaki, Klaus
Hoffmann, Georg Danzer, Angelo Branduardi und andere gehörten.
Die
"Weihnachtslieder", die Van Veen unter der Leitung von Ton
Koopman mit dem Amsterdam Barock Orchester einspielte, können
rückblickend als van Veens erster Versuch der Beschäftigung
mit klassischer Musik gelten. Zwischenzeitlich sang er Schuberts Lieder
und schrieb das symphonische Märchen "Für Elise".
Seine "Weihnachtslieder", 1981 zwölf an der Zahl, erhielt
später nochmals Zuwachs; 1994 veröffentlichten Van Veen
und Koopman eine um neun Titel erweiterte Version für den holländischen
Markt, die im Jahr darauf auch in Deutschland erschien (und ein weiteres
Jahr später in französischen Übersetzungen).
"Weihnachten
mit Herman van Veen & Ton Koopman", so der Titel der 1995
erstmals veröffentlichten CD, enthält den üblichen
Kanon weihnachtlichen Liedguts wie "O du fröhliche"
und "Stille Nacht". Alle Titel, und das macht die besondere
Faszination dieser Sammlung aus, wurden vom Amsterdamer Barock Orchester
nach streng historischen Vorgaben eingespielt. Streichinstrumente,
Orgel, Cembalo, Oboe, Fagott und Blockflöten bilden die Grundlage
der Arrangements. Die Arrangements ermöglichen auch zu längst
über-hörten Titel wie "Kling Glöckchen" einen
neuen Zugang. Denn van Veen & Koopman befreien die Kinderlieder
vom Kitsch, sakrale Gesänge wie "Es ist ein Ros' entsprungen"
und "O Jesulein zart" vom Pathos.
Die
von der Weihnachtslegende ausgehende frohe Botschaft spiegelt sich
hier musikalisch wider: Weihnachten mit van Veen und Koopman ist eine
besinnliche, aber heitere Angelegenheit mit Zeit für Ruhe und
stille Freude und bei aller Leichtigkeit der Umsetzung ein ambitioniertes
musikalisches Projekt, das weit über den üblichen Rahmen
sonstiger Weihnachtsveröffentlichung bekannter Stars herausragt
- auch nach über zwanzig Jahren seit der ersten Veröffentlichung.
©
Michael Frost, 17.12.2004