2004,
im selben Jahr, als er mit zwei Grammys ausgezeichnet wurde, feierte
Bebo Valdes seinen 86. Geburtstag. Die Grammys erhielt er dennoch nicht
etwa für sein Lebens- oder Alterswerk, sondern für sein Album
"Bebo & Cigala", das er gemeinsam mit Diego el Cigala
eingespielt hatte. Die Kooperation zwischen dem kubanischen Pianisten
und "Mambo-König" Valdes und dem spanischen Flamenco-Interpreten
Cigala war für beide ein besonderes Erlebnis. "Ich begann
die Gemeinsamkeiten zwischen kubanischer und spanischer Musik zu entdecken",
erzählte Valdes in einem Interview.
Kuba,
seine Heimat und Mittelpunkt seiner Musik, hat Bebo Valdes bereits
1960 verlassen. Danach lebte er zunächst in den USA und Mexiko,
bevor er sich später mit seiner Frau im Schärengarten vor
den Toren Stockholms niederließ. Dort, im beschaulichen Haninge,
lebt er bis heute. Er spielte unzählige Alben ein und gehört
längst zu einem der profiliertesten Musiker seines Landes. "Bebo
rides again" heißt nun das Album, mit dem er nach dem Ausflug
in die Welt des Flamenco zu seinen Ursprüngen zurückkehrt.
Und
die liegen naturgemäß im Mambo und im Cuban Jazz, Leidenschaften,
die er mit seinem langjährigen Freund und Weggefährten Paquito
d'Rivera teilt. D'Rivera selbst war es, der Valdes zu dem neuen Album
ermutigte und ihn zu neuen Kompositionen drängte. Acht neue Titel
fanden den Weg auf die CD, außerdem drei Stücke anderer
Autoren, darunter der Klassiker "Veinte anos", der zuletzt
auch auf "Bebo & Cigala" zu hören war. D'Rivera
produzierte das Album und ist selbst mit dem Saxophon zu hören,
und auch die Auswahl der übrigen Musiker (u.a. Trompeter Diego
Urcula) ist exquisit.
"Bebo
rides again", darüber kann kein Zweifel bestehen, wenn auch
weit unterhalb der Höchsgeschwindigkeit, denn richtig impulsiv
und leidenschaftlich, wie man es sonst vom Latin Jazz, Mambo oder
Chacha gewohnt ist, wird es nur selten, sondern eher gepflegt und
stimmungsvoll. Galt Valdés seit jeher als Erneuerer der kubanischen
Latin-Jazz-Szene, so scheint die Zeit nunmehr still zu stehen, und
es eröffnet sich der Blick auf ein reiches Werk und große
Erfahrung, die hier erneut zur Geltung kommt.
©
Michael Frost, 20.07.2005