Der
Triband-Sound arbeitet sich nur langsam vor. Er beginnt still und verhalten,
mit sanft säuselnder Stimme von Sängerin Sandie Wollasch:
"Faded" heißt der Eröffnungstitel, und "No
sleep" beginnt als Popalbum mit einer harmonischen Ballade. Doch
schon in diesem an sich unspektakulären Titel ist die Triband-Breite
angelegt. Man erkennt sie am akustischen Bass, den stimmigen Arrangements,
der ruhigen, intimen Atmosphäre, die hier unmerklich, aber bestimmt
aufgebaut wird und in der zweiten Hälfte des Songs in einem Wechselspiel
zwischen Gesang und Trompete (Sebastian Studnitzky) kulminiert.
"Lost"
wird bereits mit einem luftigen Reggae-Beat unterlegt (Drums: Tommy
Baldu), Sandie Wollaschs Stimme tänzelt ebenso schwebend darüber
hinweg, entwickelt dabei jedoch einen soulartigen Unterton, der man
dem ersten Stück noch nicht angehört hatte. So entwickelt
"No sleep" ein relaxtes Soundmuster aus Pop, Jazz, Soul
und R'n'B, arrangiert mit Raffinesse und sicherem Gespür für
das Spiel mit Stimmungen.
Die
Komplexität der Soundcollagen von Triband wird beim Hören
von "Riding on a big wave of love" besonders deutlich. Hier
verarbeitet das Trio verschiedenartige, zum Teil gegenläufige
Elemente aus Funk, House, Jazz und Hiphop zu einer elektrisierenden
Einheit.
Die
Selbstverständlichkeit dieses Prozesses der Verschmelzung hat
offenbar ihre Ursache in der Dynamik, die zwischen den Triband-Mitgliedern
besteht. Sebastian Studnitzky und Sandie Wollasch kennen sich bereits
seit mehreren Jahren, arbeiteten regelmäßig in der Band
von Hattler miteinander. Tommy Baldu stieß im vergangenen Jahr
dazu. Ihre Zusammenarbeit beschreiben die Drei als einen selbständigen
Prozess: "Wir lassen einfach mal die Handbremse los." Der
Sound rollt dann von allein. "Faded" beispielsweise sei
in einer halben Stunde fertig gewesen.
Die
Aufnahmen wurden in Edo Zankis "Kangaroo Studios" fertiggestellt.
Zanki selbst ließ es sich dabei nicht nehmen, die Triband-Version
seines Songs "Schweben" zu begleiten. "No sleep"
schließt mit diesem Song, nachdem zuvor überraschend dem
King of Rock'n'Roll Tribut gezollt wurde: Elvis Presley. Sein "Surrender"
wird in einen fröhlichen Latinsound verwandelt, und in "I
want you, I need you, I love you" kann Sandie Wollasch nochmals
die Variationsfähigkeit ihrer Stimme unter Beweis stellen: schmachtend,
spielerisch, kämpferisch und einschmeichelnd interpretiert sie
den Song mit musikalischem Feinsinn, folglich so, wie das ganze Album
ist: ein Hochgenuss.
©
Michael Frost, 28.09.2005