Als
er 15 Jahre alt war, verließ Moussa Ag Keyna seine Heimat, die
Sahara, um in Libyen eine militärische Ausbildung zu erhalten.
Als Kämpfer sollte er dann den Freiheitskampf seines Volkes, den
Tuareg, unterstützen. Heute erinnert er sich an diese Zeit mit
den ersten Textzeilen seines Albums "Ishumar": "I
left running // to the countries that are not mine // looking for a
knowledge // that is not ours". Der bewaffnete Kampf, sagt
Moussa, führt nicht zur Einheit. Also tauschte er das Gewehr gegen
eine Gitarre und begann Lieder zu schreiben. Das war 1990. Damals gründete
er seine Band "Toumast" (Identität').
Die
Musik der 10-köpfigen Gruppe ist eine fulminante Mischung aus
den traditionellen Gesängen der Nomadenvölker der Sahara,
die mit typischen Instrumenten unterlegt wird - doch geprägt
wird der Sound von Toumast durch Moussas E-Gitarre, die, überwiegend
leise gezupft, an Santana erinnert und den Songs eine reizvolle, weil
widersprüchliche Atmosphäre aus Blues, Roots und Jazz verleiht.
Dan Levy produzierte das Album, aufgenommen wurde es in den Real World
Studios in England.
Moussa
Ag Keyna hat längst festgestellt, dass auch die Musik kein Garant
für die Befreiung seines Volkes ist. Nachdem die Regierung von
Niger 1995 einen Friedensvertrag mit der Befreiungsfront der Tuareg
abgeschlossen hatte, sah er sich seinem Ziel zunächst nah wie
nie. Doch kurz darauf wurden zwölf Mitglieder seiner Familie,
darunter auch Musiker von Toumast, ermordet. Seither mischen sich
Trauer und Resignation in seine Musik und hinterlassen auch beim aufmerksamen
Zuhörer einen bitteren Nachgeschmack.
Inzwischen
lebt Moussa Ag Keyna in Frankreich. Trotz der Verbitterung hat Moussa
sich entschieden, den Weg der Musik konsequent fortzusetzen. Im Unterschied
zu Afrika biete ihm Frankreich die Möglichkeit sich frei zu äußern,
sowohl künstlerisch als auch im Hinblick auf die weiterhin schwierige
Situation der Tuareg. So gebührt ihm - neben der Anerkennung
für ein mitreißendes und unter die Haut gehendes Album,
das der britische "Independent" zum "Album des Monats"
erkor - das Verdienst, das lange vergessene Anliegen seines Volkes
wieder ins Bewusstsein gerückt zu haben.
©
Michael Frost, 25.11.2007