Geben
wir es doch zu: Wirklich große Songwriter sind selten. Die Fähigkeit,
mittels Musik Geschichten zu transportieren - und umgekehrt mit der
Sprache Melodien zu unterstreichen, besitzen nur wenige. Doch die Zunft
der Singer/Songwriter ist um einen hoffnungsvollen Namen reicher. Er
lautet Teitur, vollständig: Teitur Lassen, und er wuchs fern der
Musikmetropolen der Welt auf: auf den Färöer-Inseln, eine
Inselgruppe von bizarrer Schönheit, im Nordatlantik auf halber
Strecke zwischen Schottland und Island gelegen.
Als
Teitur 2004 in Dänemark sein Debüt "Poetry & Aeroplanes"
veröffentlichte, hatte er seine Heimat - zwangsläufig -
längst verlassen. Die Färöer verfügen über
eine ausgeprägte Musikkultur, in der auch Teitur tief verwurzelt
ist - doch internationale Stars werden dort nicht gemacht.
So
konnte Teitur seinen Weg zunächst unbeirrt beginnen. Noch heute,
auch beim Hören des zweiten Albums "Stay under the stars",
merkt man ihm die Sorglosigkeit an. Er schielt nicht auf Hörgewohnheiten
oder Markttauglichkeit, sondern er singt einfach.
"One
kiss away // from what I have to say" ist eine der vielen schönen
Zeilen, die dabei heraus kommen. Der Song ("Don't want you to
wake up") erzählt, verpackt in einen Klang, der die Morgensonne
zu beschreiben scheint, von der Angst, die Liebe könnte sich
mit dem anbrechenden Tag verlieren: "Stay under the stars //
where no one can make us // change what we are ..."
Das
leise Flehen in seiner Stimme, verbunden mit sanften Geigenarrangements
und einer vorsichtig hoffnungsvollen Melodie versetzt in eine intime
Stimmung. Sänger und Zuhörer gleichermaßen ruhen in
sich, verbunden durch eine unausgesprochene Abmachung: "Don't
want you to wake up". Diese Symbiose ist selten, und sie gelingt
nur den wirklich großen Songwritern. "Stay under the stars"
macht Teitur zu einer der größten Hoffnungen dieser erlesenen
Zunft.
©
Michael Frost, 17.09.2006