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Herzkammerflimmern
der digitalen Welt


Der Schweizer Martin Wigger ist eigentlich freiberuflicher Beleuchter für Theater- und Konzertveranstaltungen. Geboren wurde er in Luzern, doch mittlerweile lebt er in Zürich, wo er nach einer Ausbildung als Elektromonteur bis 1995 die Kunstschule besuchte.

Es mag die Verbindung von Bühne, Konzert und Kunst sein, die seine Klangexperimente formt und gestaltet. Als Musiker respektive Soundkünstler arbeitet er unter zwei Pseudonymen: mit dem schönen Namen "Staubsauger" veröffentlicht er Elektropop-Stücke, die er mit Gastmusikern auch live aufführt. Mit seinem zweiten Alias-Namen "Solarium" dagegen verbinden sich experimentelle Klangkollagen, die nur selten rhythmischen oder melodischen Strukturen folgen, sondern sich ganz ihrer jeweiligen atmosphärischen Stimmung verschreiben.

Wigger alias Solarium hat seine futuristischen Klangvisionen bereits an unterschiedlichen Orten live vorstellen können, darunter auch auf der Expo 2000 in Hannover.

Auch sein aktuelles Album, das aus vierzehn Titeln besteht und schlicht "Part I-XIV" heißt, dürfte insbesondere im Zusammenspiel mit Videoinstallationen, Multimediaprojekten und avantgardistischen Theaterproduktionen zu besonderer Entfaltung gelangen, denn seine Musik an sich ist abstrakt, d.h. die undefinierbare Herkunft der flirrenden Klänge, der Verzicht auf alle Regeln der Harmonielehre lassen den Hörer mit den Geräuschen allein.

Hier werden keine Bilder vorgezeichnet, es liegt am Hörer selbst, diese im Kopf entstehen zu lassen. Man mag sich fühlen wie in einem langen dunklen Tunnelgang, kann sich genauso gut aber auch im Weltraum wähnen oder man meint, in seinen Tönen das Herzkammerflimmern der digitalen Welt zu erkennen.

Die Digitalität der Klänge steht zudem im Gegensatz zur Verpackung der CD. Die nämlich besteht zu 100% aus Holz, dem natürlichen Rohstoff, aus dem gewöhnlicherweise die Instrumente hergestellt werden, die später auf der CD zu hören sind - während die Verpackung in der Regel aus Kunststoff hergestellt wird. Bei Solarium verhält es sich also genau umgekehrt, und das ist wahrhaftig nicht der einzige spielerische Faktor seiner Stücke von Part I bis XIV.

 

© Michael Frost, 21.09.2002

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