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Geheimtipp, der
keiner sein sollte
Gast-Kritik von Thomas Höhl


Rosenfels ziehen keine Massen an und ihre CDs landen nicht in den Charts. Dennoch machen sie verdammt gute melancholische Musik. Schandelah und Trespiano waren schon sehr gut und das neue Album mit dem merkwürdigen Namen "Handbuch der allgemeinen Chemie" knüpft daran an.

Einzig der erste Titel "Lovesong" ist vor lauter Melancholie ausgerutscht und in der Rubrik "Schmalzig" gelandet. "You make my life complete" und ähnliche Phrasen erinnern mehr an Merci-Werbungen als an die typischen Rosenfels-Texte. Wie gut, dass man nachdem man das erste Lied überstanden oder besser übersprungen hat bei "Believe me" und "Storm" wieder mitten drin im Rosenfels-Fieber ist.

Melancholisch, melodisch, mit Geige verziert, so präsentieren sich die meisten Songs und man kann erst aufhören, dieser CD zuzuhören, wenn das vierzehnte Stück "Black Car" vorüber ist.

Waiting for the Daylight ist die erste Singleauskopplung, aber nicht unbedingt das beste Lied auf der CD. Es ist vielleicht das eingänglichste und daher gewählt worden. Dennoch ist auch dieses Lied traurig und der Titel, der so positiv klingt, täuscht. Im Text heißt es nämlich: "I´m not waiting for the daylight anymore".

See It In Your Eyes, Snowflake und Awaken sind wieder ruhigere Titel, ehe Anytime wieder etwas flüssiger daher kommt. Wie bei Rosenfels üblich sind nahezu alle Lieder sehr ruhig und so überrascht das flotte "Elephant Waltz" als witzige Geschichte über Missgeschicke, die einem den Tag vermiesen können.

Rosenfels traten bereits als Vorgruppe von Nick Cave auf und an dessen letztes Album "No more shall we part" erinnert einiges.

The Story Of Rosanna ist eine Geschichte, wie man sie auch von Cave kennt. Es geht um Rosanna, die nur ein Bein hat und viel zu lange Arme.Ein Mensch, der nach Meinung anderer gar nicht leben sollte. Doch genau dieser Mensch ist etwas Besonders und das Leben von Rosanna so erzählenswert.

Es folgen vier weitere ruhige Titel, die jedes für sich traurig, schön, melodisch und abwechslungsreich sind. Rosenfels verstehen es, nahezu ausschließlich ruhige Musik zu machen, ohne eintönig und langweilig zu klingen. Auch das neue Album beweist, dass Rosenfels ein Geheimtipp sind, der eigentlich keiner sein sollte.

 

"Rosenfels: Handbuch der allgemeinen Chemie"
ist eine Gast-Kritik von Thomas Höhl (März 2002).
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