Rosenfels.Live
ist der Versuch, schwermütige Konzertatmosphäre, wie sie
nur Rosenfels schaffen kann, auf CD zu pressen. Jeder, der schon einmal
ein Konzert der Braunschweiger Band besucht hat, wird dies für
ein hohes Ziel halten, doch bereits beim ersten Stück "Waiting
for the daylight" wird deutlich, dass es gelingt.
Die
Singleauskopplung des 2002 erschienenen Albums "Handbuch der
allgemeinen Chemie" ist in der Live-Version stiller gehalten.
Neben dem getragenen Gesang von Sven Brandes, den begleitenden Tönen
des Pianos von Michael Röhl und den Keyboards von Tom Lachemund
sorgt die Geige von May-Britt Altendorf für Gänsehaut-Gefühl.
Es ist ihr Spiel, welches durch das Live-Konzert führt und dem
Hörer eine Mischung aus Melancholie und Ruhe zum Greifen nahe
bringt.
Mit
"Believe Me" folgt ein weiteres Stück der letzten CD,
ehe eine Reise durch die beiden älteren Alben beginnt, die nach
Orten in der Nähe von Braunschweig ("Schandelah" 1999)
und Florenz ("Trespiano" 2000) benannt sind. Ein besonderer
Song ist "Sweet Summer", die Geschichte über den Verlust
eines guten Freundes. Die warme, tiefe Stimme von Sven Brandes wirkt
bewegt bei dem Bemühen, die Ereignisse aus dem Sommer 1991 musikalisch
umzusetzen.
"Elephant
Waltz" und "The Last Good Bye" sind die fröhlichsten
Stücke eines zumeist sehr beschaulichen Albums, das schließlich
ein fulminantes Ende findet.
"White Roses" beginnt mit einem Intro, in dem die Geige
May-Britt Altendorfs einmal mehr beeindruckt. Es folgt "Religion",
der wohl großartigste Song von Rosenfels. Zunächst klagend
sanft, dann kraftvoll zornig beschreibt er den religiösen Fanatismus,
mit dem Menschen sich selbst und die Erde zerstören. Den Abschluss
bildet "True Romance", ein letztes Geigensolo und der Dank
von Sven Brandes an das Publikum: "Ihr gebt uns die Kraft, das
zu tun, was für uns Leben ist".
Rosenfels,
die schon als Vorgruppe bei den Beach Boys, Huey Lewis, Nick Cave,
Bob Geldof und Barclay James Harvest auftraten, waren mit diesem Programm
fast das komplette vergangene Jahr in Deutschland auf Tour. Die Aufnahmen
zu dem 74-minütigen Album entstanden bei verschiedenen Auftritten.
Nach
drei Studioalben bildet diese Live-CD einer Band, die nicht im Rampenlicht
steht, sich jedoch einer stetig wachsenden Fangemeinde erfreuen kann,
eine erste Zusammenfassung der vergangenen vier Jahre.
Außergewöhnlich
gute Songs wie "Man In The Moon" oder "Wenn die Schatten
Trauer tragen" sind auf diesem Album wie auch auf der vergangenen
Tour nicht zu finden, dafür werden andere, unauffälligere
Titel wie "Sweet Summer" oder "White Roses" beeindruckend
umgesetzt. Es gibt wohl keine Band, mit der man Rosenfels, die in
ihrer Heimatstadt Schandelah schon einmal in einer Kirche auftraten,
vergleichen kann.
"Rosenfels:
Handbuch der allgemeinen Chemie"
ist eine Gast-Kritik von Thomas Höhl (März 2002).
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