Es
ist, als hätten die letzten fünfzehn, zwanzig Jahre nicht
stattgefunden. So manche Ikone der Neuen Deutschen Welle findet heutzutage
in Paula eine würdige Nachfolgerin.
Seit
ihrem Debüt hat sich herumgesprochen, dass Paula nicht der Name
der Sängerin ist. Die heißt nämlich Elke, und gemeinsam
mit Berend bildet sie das Duo, das den Namen Paula trägt. Gemeinsam
versuchen sich Elke Brauweiler und Berend Intelmann auf ihrem mittlerweile
dritten Album "Warum Berlin" in luftigem Seifenblasenpop,
den sie offenbar fast ausschließlich am Synthesizer ausknobeln.
"Synthie-Pop" ist deshalb die passende Zuschreibung für
ihre Musik, und schon wären wir wieder bei den 80ern.
Bands
wie Paula oder 2raumwohnung bilden momentan die Spitze einer neuen
Szene, die sich einerseits an internationalen Trends orientiert, vor
allem am bonbonfarbenen Plastikpop französischer Bands, andererseits
aber versucht, einen eigenen Weg zu finden, der unverkennbar an die
Neue Deutsche Welle anknüpft. Das Ergebnis könnte man vielleicht
am treffendsten als "Berlin Pop" beschreiben. Wegbereiter
dieser jungen Bands sind sicherlich Rosenstolz, die jedoch immer schon
auch individuelle Schwerpunkte zu setzen wussten, mit denen sie ihre
Eigenständigkeit bewahrten.
Paula
verzichtet fast vollständig auf dramatische Akzente und Tiefgang.
Es dauert eine Weile, bis man hinter dem zu oft belanglosen Plauderton
die Nuancen des süßlich-naiven Gesangs und der einlullenden
Synthetik-Sounds wahrnimmt, oder etwa die Anflüge von Ironie
in den Texten ("Tadelloses Paar") erkennt. Vor der Banalität
alltäglicher Leiden(-schaften) bietet auch der Seitensprung ins
Französische ("Je te vois bien") nur eine vorübergehende
Zuflucht.
So
erscheint das gerade entdeckte Genre "Berlin Pop" bereits
wieder ausgereizt. "Warum Berlin ?" ist zwar schön
anzuhören, doch auf lange Sicht reicht das nicht.
Rosenstolz sind vor allem auch deshalb seit Jahren erfolgreich, weil
sie ihren Stil immer wieder erweitern und erneuern, sich beeinflussen
lassen und dann wieder andere inspirieren. Spätestens mit dem
nächsten Album wird auch Paula sich etwas Neues einfallen lassen
müssen. Sonst ergeht es ihr wie der Neuen Deutschen Welle: Die
ist irgendwann einfach verebbt.
©
Michael Frost, 05.10.2002