Zu Recht sind die Musiker selbstbewusst: Dass "Made in Dakar" heute fast ein Gütesiegel für großartigen afrikanischen Pop gilt, ist auch Verdienst des "Orchestra Baobab". Bereits 1970 wurde die bunte Truppe als Hausband des "Club Baobab" in Dakar gegründet und entfaltete von Beginn an eine Anziehungskraft, der sich selbst Kollegen aus den Nachbarländern nicht entziehen konnten. Ende des Jahrzehnts wechselte die Stimmung allerdings: junge Musiker wie Youssou N'Dour zogen die Menschen an, der Club Baobab musste schließen. Auch für seine Hauskapelle bedeutete dies zunächst das Aus. Doch später wurden die Musiker - unterstützt von ihrem einstigen Konkurrenten N'Dour, wieder zusammen getrommelt. Heute gelten sie als Pioniere, gar Ikonen des afrikanischen Pop.
"Made in Dakar" ist, nach fünfjähriger Albumpause, nun die Rückkehr auf die internationalen Bühnen, und das mit einem betont traditionellen Album, das gewissermaßen zu den Anfängen im "Club Baobab" zurückkehrt. Elektrisierende Rhythmen, tranceartige Beats, einschmeichelnde Vokal-Harmonien, Bläser und Percussions, die weltberühmte Stimme Youssou N'Dours als Gast, und immer wieder mehr als nur ein Zitat aus der heiß verehrten Musik Kubas, zum Beispiel in "Ami Kita Bay", einem Stück, das in ähnlicher Form auch vom Buena Vista Social Club stammen könnte, ebenso wie "Cabral" mit dem kraftvollen Chorus der sechs Lead-Sänger der Band.
Nicht nur "Cabral" kennt man von einem vorigen Album des Orchetra Baobab. "Made in Dakar" ist tatsächlich eine Sammlung berühmter Songs, die von der Band neu aufgenommen wurden, außerdem wurden einige ältere Stücke erstmals für eine CD-Veröffentlichung eingespielt. Insofern ist "Made in Dakar" das perfekte Gegenstück zu der 2006 erschienenen Sammlung "Live at the Club Baobab" mit Originalaufnahmen aus der großen Zeit des Clubs und seiner Hausband aus den Jahren zwischen 1970 und 1979.
Auf "Made in Dakar" präsentiert die Band die ganze Vielfalt aktueller senegalesischer Musik. Dakar gilt ihr als Synonym für die Verschmelzung traditioneller afrikanischer Kulturen, islamischer Welt, europäischen Einflüssen und die Verbindung zu den Nachfahren westafrikanischer Sklaven in Lateinamerika, so wie Bob Marley einst die Wurzeln des Reggae aufzeigte. Die aktuell elfköpfige Besetzung des Orchestra Baobab sowie ein halbes Dutzend Gäste (darunter der bereits erwähnte Youssou N'Dour) kennzeichnet diese Verbindung nicht nur rhythmisch, sondern auch sprachlich: auf "Made in Dakar" wird wiederum nicht nur in verschiedenen westafrikanischen Sprachen gesungen, sondern auch Französisch und Spanisch.
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Michael Frost, 13.01.2008