Auf
"A special EP" folgt nun "A special Album". Ralph
Myerz & The Jack Herren Band verschwenden an originelle Albumtitel
offenbar keinen Gedanken. Dafür gehen sie mit ihren musikalischen
Ambitionen umso pflegsamer um.
Tarjei
Strom, Thomas Lonnheim und DJ Erlend Sellvold, die drei hinter dem
sperrigen "Ralph Myerz"-Pseudonym, basteln - bzw. "frickeln",
um einen Begriff aus dem Electronica-Vokabular zu benutzen - ihre
Songs aus Computerklängen und "realen" Instrumenten.
Bereits im ersten Titel "Here is Love" trifft Vibraphon
auf Vocoder, und in ähnlich extremer Bandbreite geht es auf dem
gesamten Album des norwegischen Trios weiter.
"Soliden
Chill-Out" bescheinigten Kritiker dem Album bereits, und tatsächlich
bewegt sich "A special Album" zwischen entspanntem Downbeat,
Triphop und energetischem Elektro-Pop - eine Mischung, die Ralph Myerz
& Band fast zwangsläufig in Verbindung mit Röyksopp
bringen lässt, dem inzwischen ungleich bekannteren Pendant -
und ebenfalls in Bergen beheimatet. Electronica-Kollege Richard Dorfmeister
preist Ralph Myerz als "eines der am besten gehütete Geheimnis
der Branche" und empfiehlt vor allem die Single-Auskopplung "Think
Twice": Hypnotische Beats treffen auf zarte Frauenstimme (zum
Dahinschmelzen: Christine Sandtorv, deren Stimme an die Cardigans-Sängerin
Nina Persson aus dem benachbarten Schweden erinnert).
trotz
eher relaxter Albumtöne geben Ralph Myerz & The Jack Herren
Band bei Konzerten überraschend Vollgas und verwandeln ihre Zuhörerschar
in eine wie elektrisiert tanzende Masse, indem sie Tempo und Lautstärke
ihrer Stücke hochfahren, Rhythmen betonen und Beats verstärken.
Das Live-Potenzial ist den Studioaufnahmen deutlich anzumerken. Aber
die Stimmung stimmt auch so. Nicht nur Kritiker und Hörer sind
voll des Lobes über dieses jüngste Beispiel der Kreativität
der norwegischen Szene. Auch VW sicherte sich eines der Album-Stücke
("Nikita") bereits für einen Werbspot.
©
Michael Frost, 06.07.2003