Bei
Jane Monheit kommt alles zusammen, was man für eine internationale
Musikerkarriere benötigt: sie ist jung (gerade einmal 24), sie
ist schön, ehrgeizig, und sie hat eine für ihr Alter ungewöhnlich
reife und ausdrucksvolle Stimme.
Ihre
Liebe gilt dem Jazz, doch sie ist klug genug, sich nicht allein auf
dessen Repertoire festlegen zu lassen. Deshalb arbeitet sie mit Arrangeuren,
Musikern und Produzenten zusammen, die schon auf den unterschiedlichsten
Gebieten tätig waren, darunter Joel Dorn, der u.a. Roberta Flack
und Bette Midler produzierte, Vince Mendoza, der u.a. für Björk
arbeitete, und der brasilianische Songwriter Ivan Lins.
Auf
ihrem inzwischen dritten Studioalbum "In the sun" finden
sich also nicht nur Klassiker wie "Just squeeze me" (Duke
Ellington) oder "Cheek to cheek" (Irving Berlin) in neuen,
ihr auf den Stimmkörper geschneiderten Versionen, sondern auch,
wie schon früher, drei brasilianische Stücke: "Chega
de saudade", "Comecar de novo" und schließlich
der Titelsong "Once I walked in the sun", eine Komposition
von Ivan Lins, der Jane Monheit auch als Duettpartner zur Seite steht.
Den
ursprünglichen Charakter des klassischen Repertoire unterstreicht
sie durch üppige Streicherarrangements, deren pathetische Momente
an alte Hollywood-Musicals erinnern, andererseits auch wieder sehr
modern und ungewöhnlich. "Tea for two" dagegen wird,
nur von einem Klavier begleitet, zur wirklich intimen Begegnung.
Begeistern
wird Jane Monheit vor allem ein Publikum, das dem Jazz sonst vielleicht
gar nicht so zugetan ist. Jazz-Puristen dürften mit ihrer unbefangenen
Art der Interpretation und ihren Streifzügen jenseits des gemeinhin
"Erlaubten" ihre Schwierigkeiten haben, denn oft genug läuft
der Versuch der Popularisierung vermeintlich "ernster" Musik
Gefahr, in der Banalität zu enden.
Auch
Jane Monheit ist hiervon nicht frei, doch wie auch die meisten Originalversionen
der von ihr neu interpretierten Songs findet sie noch im rechten Moment
die Balance wieder und vermeidet so das Auflaufen in allzu seichten
Gewässern. Dafür sorgt - neben den überwiegend sehr
unaufdringlichen Arrangements - vor allem ihr variationsreicher Gesang,
in dem die unterschiedlichsten Gefühlslagen zwischen Pop, Jazz
und romantischen Balladen überzeugend zum Ausdruck kommen.
Jane
Monheit
revolutioniert die Jazzwelt nicht, aber ihre Lieder wärmen. Das
macht "In the sun" zur idealen Hintergrundmusik für
lange Winterabende. Alles weitere zeigt die Zukunft. Und deren Türen
stehen für Jane Monheit weit offen.
©
Michael Frost, 08. Dezember 2002