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Wie ein Volvo
Gastbeitrag von Holger Heitmann


Der Vergleich mag abgegriffen sein - doch Millencolin sind wie eine lange Reise mit Freunden und dem eigenen Auto. Ausgelassen, schnell, heiter. Stimmungs- und erwartungsvoll, manchmal melancholisch.

Die Schweden kommen in Fahrt mit vorwärtsgehendem Punk-Rock, Drive und Ska(te)-Attitüde, aber ohne ihre Mucke der beliebten Beschimpfung als Punk-Pop aussetzen zu müssen.

Im Kofferraum dürften immer noch die Surfboards und alte "Lagwagon"- und "No fun at all"-Platten liegen. Am Steuer sitzt Sänger Nikola Sarcevic, der mit seinen markanten Refrains die Richtung vorgibt. Das neue Album ist kein neuer musikalischer Wegweiser, dafür hält das Quartett aus Örebrö schon seit Jahren die (Klang-)Spur wie ein guter, alter Volvo.

Am besten sind sie jedoch, wenn sie ein Stück weit von der Strecke abkommen und ihrem HighSpeed-Sound unglaublich wirkungsvoll einige emotional-melodiöse Passagen hinzufügen, natürlich ohne dabei vom Gas zu gehen. Auf "Kingwood" zeigen Millencolin gleich beim gefühlvollen Start mit "Farewell my hell" und später mit "Shut you out", dass sie dabei immer wieder die Kurve kriegen.

Die Texte der Moshpit-Moralisten über kaputte Familien, soziale Apartheid, Hass und Heuchelei kommen dagegen sehr geradeaus, oft fast rührend-naiv. In Millencolins skandinavischem "Kingwood" ist die Welt zwar auch nicht in Ordnung, aber es gibt offenbar einfache Lösungen. Das rechtfertigt den unkomplizierten optimistisch-eingängigen Sound, hell wie eine schwedische Sommernacht, während es auf der Autobahn dem Sonnenaufgang entgegengeht.

Millencolin - "Kingwood" (Burning Heart/Epitaph)
ist ein Beitrag von Holger Heitmann
© Holger Heitmann, 30.05.2005

 

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