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Rundumerneuert


Seit Ende der 80er ist Madonna der erfolgreichste weibliche Pop-Star der Welt. Warum eigentlich ? War es der Girlie-Pop à la "Like a virgin" und "Material girl", der sie zum Idol machte ? Gab ihre Musik wirklich genug her, um jede Konkurrenz um Längen zu schlagen ?

Oder war es die Madonna der frühen 90er, die Madonna erotischer schwarz-weißer Videoclips, Marke "Vogue", der die Fans zu Füßen lagen ? Oder hatte Madonnas Ruhm mit ihrer Musik eigentlich überhaupt nichts zu tun, war sie nicht eher eine Meisterin der Selbstvermarktung, die ihre Popularität vor allem auf ihr Image gründete ?

Nun, die Beantwortung dieser Fragen ist unwichtig geworden, seitdem Madonna einen erneuten Karrierekurs-Wechsel vollzogen hat. Nach ihrem Ausflug ins Musical ("Evita") setzte sie zur Rundumerneuerung ihrer eigenen Produktionen an.

Und siehe da: "Ray of Light", Ergebnis ihres Wandels, ist ein über die Maßen gefeierter, mit Lob, Preisen und noch mehr Preisen überhäuftes Album geworden, das ihr vorher die wenigsten zugetraut hätten.

"Ray of Light" ist aber nicht nur Madonnas Werk, sondern auch das von William Orbit, mit dem sie das Album schrieb und produzierte. Orbit brachte bzw. mixte die dreizehn Songs des Albums "auf Kurs", so dass aus ihnen ein spannungsreiche Mischung von Pop, House und Ambient wurde, die ungemein neu klingt. Ein Lied geht in das nächste über, man wird förmlich mitgetragen auf einem Teppich aus elektronischen Klängen und Madonnas Stimme - eine elektrisierende und äußerst feminin klingende Mixtur. Nicht nur Madonna ist neu, gemeinsam mit Orbit erneuert sie den Pop.

Die Erotik der neuen Madonna erwächst nicht länger aus ihrer öffentlichen Inszenierung, sondern aus ihrer Musik und ihrer Stimme. Es ist das große Verdienst von William Orbit, diese Qualitäten Madonnas in seiner Produktion herausgearbeitet zu haben.

Er hat ihr damit eine Licht strahlende Zukunft eröffnet, in der sie, wenn sie die Richtung beibehält, auf kurzfristige Effekthascherei nicht mehr angewiesen sein wird, um im Gespräch zu bleiben: Künftig bleibt sie im Gehör.

MF / 23. September 2000

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